Kapitel 5
DUNKLE NACHT DER SEELE
Persönliche Integration: zwanzig Jahre ab- und aufwärts
INHALT

1. VORWORT

2. EINFÜHRUNG

3. MEINE JUGEND
Der Anfang
Die Schule
Arzt für Naturheilverfahren

4. AN JENER SEITE
Die Große Erfahrungen/
Zehn Jahre ununterbrochener Glückseligkeit

Prophezeihung
Ein Traum
Die GralsVision
Erörterung
Meine innere Frau
Und dann.....Tantra
Der Meister
OFFENBARUNG DER GROßEN MUTTER
DAS ABSOLUTE NICHTS
DAS GROßE LICHT
DAS GROßE STERBEN/DIE UNTERWELT
Kommentar
Fortsetzung
Die Ultime Sutra
Fortsetzung
Amsterdam, August 1980
Tanzen
Kundalini
Stille Kraft
Ein Wunder/PilgerHilfe
Fortsetzung
Nichts Ist/Der Zyklus vollendet

5. DUNKLE NACHT DER SEELE
Persönliche Integration/
zwanzig Jahre ab- und aufwärts
Verlassenheit
Selbstbezogenheit
Der Widersacher
Läuterung
Identität
Kennemerduinen 1990
Japan und HongKong
MeiMei
Heimsuchungen/
Entwischt aus der Hölle der Zukunft
Brasilien
Letzte Erprobung

6. DAS HEILIGE TAL
("Talpredigt")
Der Abstieg
Die Tiefe
Die Rückkehr

7. DIE KOSMISCHE MUTTER
Offenbarung
Schwarze Madonnen
MutterLiebe
Mutter & Söhne
Universeller Mutter Rat

8. KEHR UM
Große Mutter Hymne

9. DAS LEBEN "GEHT WEITER"
Zurückblickend
Mitgefühl
Erneuerung
Zur Verfügung stehen
"Bewertung"
Das Grüne Gras

 

Nachdem ich zehn Jahre in ununterbrochener Glückseligkeit gelebt hatte, zog sich die Leichtlebigkeit des Daseins zurück. In ziemlich kurzer Zeit wurde die Tragfläche des IchSelbstes immer schwächer. Die Qualität der Klarheit, der Allgegenwärtigkeit und der Zeitlosigkeit verminderte, ebenso wie die der Freude, der Unbekümmertheit und der Selbstlosigkeit. Bis es schließlich so schien, als wäre es ganz und gar verschwunden. Du kannst es vergleichen mit dem Wettermännchen und –Weibchen: wenn der Eine sich zurückzieht, erscheint der Andere. So wurde auch ich in kurzer Zeit total ’auf michselbst zurückgeworfen’. Aspekte der Persönlichkeit, die ich als inzwischen aufgelöst wähnte, erschienen wieder. Meine "Hauptsünden" aus der Vergangenheit, wie zum Beispiel Gereiztheit, Sorgen und (kleine) Ängste, kehrten alle wieder zu mir zurück. Eigentlich waren sie niemals weggewesen. Das war pure Desillusion. Selbst das zehnjährige Aufgehen in die Ganzheit hat sie nicht auflösen können. Es ist, als ob Du jahrelang auf nur einer bestimmten Wellenlänge gesessen hast. Die anderen Wellenlängen – die da natürlich auch noch sind – dringen nicht durch. Verliert die erste Wellenlänge ihre Dominanz, dann ’hat man die Bescherung’. Ehrlich gesagt war das ein Schock. Ich hatte das Gefühl, wieder beim Nullpunkt gelandet zu sein. Alle ’Glorie’ der Ewigkeit war verschwunden, als ob es nie geschehen war. Es gab keinen Unterschied zwischen mir und allen anderen. Auch hatte ich andauernd Probleme. Genau wie alle anderen stand ich alleine davor. In der mystischen Literatur wird dies die ’Dunkle Nacht der Seele’ genannt. Verzweiflung, Verlassenheit und Aussichtslosigkeit nehmen dann Besitz von Dir. Man muß dies im Kontext der abendländischen Spiritualität sehen, in der es ohne morgenländische Meditation zugeht. In so einem Fall ist ein Rückfall komplett und dramatisch. Aber, dank meiner jahrelangen Zen-meditationserfahrung, schimmerte da immer noch etwas durch vom Großen Bewußtsein, wie schwach es manchmal auch war. Doch das kultivierte ich kaum oder garnicht - obwohl ich es gekonnt hatte - denn tief im Innern kannte ich den Sinn dieses Leidens und die Notwendigkeit es zuzulassen.

Es kam der Augenblick, in dem ich mich auf einer Weggabelung befand und mir klar wurde, daß ich eine Wahl zu treffen hatte. In der vorangehenden Periode - im Anmut meines Daseins - hatte ich 'die Welt' ausgeschlossen (das passierte einfach); der Missklang des Alltäglichen war in meinem Paradies nicht zu 'hören'. Auch wenn es innerlich noch so vollkommen war, meine alltägliche Wirklichkeit war lediglich partiell und exklusiv. Diese Einsicht begann an meinem Gewissen zu nagen. Außerdem, sollte meine Verwirklichung der Welt nicht gewachsen sein, und sollte sie sich nicht erstrecken zu meinen Mitmenschen - nicht nur im Bewußtsein, sondern auch im Handeln - was für einen Wert hätte dieser Zustand denn eigentlich? Schließlich stellte ich auch noch 'setbacks' nach alten Konditionierungen fest. So sagten mir auf einmal alte Redensarten zu, wie zum Beispiel "An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen". Was für einen Nutzen hatte es (für andere), hier in meiner 'eigenen' Erleuchtung herum zu laufen? Auch war ich bange um ein exotischer Guru in einem goldenen Käfig zu werden; als Oberhaupt mit Anhängern in eine Art von Sekte. Ich gelobte mirselber, daß ich mich damit auf gar keinen Fall einlassen will; trotz der manchmal so verführerischen Vorstellung von all den folgsamen Anhängern zu meinen Füssen. Außerdem, ehrlich wie ich war (und bin), kamen - wie oben erwähnt - in zunehmendem Maße innerliche Dissonanzen nach oben, die meine Glückseligkeit verstörten. Ärger, Sorgen, Angst um kleine Dinge bis hin zu Wutausbrüchen gaben mir genügend Stoff zum nachdenken. Die Folgerung war deutlich: wegen der Inklusivität - der Notwendigkeit die Persönlichkeit in die Neue Identität zu integrieren - also auch Friedensstörern, deren Negativität und der Welt, blieb mir nichts anderes übrig, als 'einen Schritt zurück zu treten'. Also freiwillig die fetten Jahre aufgeben und mich in die mageren begeben. Auch wenn ich dies niemals bereut habe, ist es nicht geräuschlos an mir vorbei gegangen. Ich ging in großem Stil an die Sache heran: kaufte Brogues (schicke Schuhe), einen Anzug, holte meine englischen Krawatten zu Vorschein und bot mich an als Berater bei einer japanischen Firma.

Verlassenheit

Die Japaner brauchten mich nicht, und so beschloss ich das zu tun, was ich am besten konnte: meine Praxis wiedereröffnen. “Praxis für präventive Therapie” nannte ich es. In erster Linie wollte ich lieber nicht symptomatisch arbeiten - auch nicht in der Naturheilkunde - , sondern den Leuten zu helfen ihre eigene Verantwortlichkeit zu nehmen. Es mußte viel Geld geliehen werden, um dies alles aufzubauen. Die Idee, daß mir mein guter Ruf aus vergangenen Zeiten helfen würde, erzeigte sich als eine jämmerliche Illusion. In zehn Jahren war die Welt verändert. Während ich früher ‘als König Einauge im Reich der Blinden’ war, schien jetzt an fast jeder Straßenecke ein Homöopath ansässig zu sein. Die meisten Leute hatten so ihre eigenen Adressen und schienen nicht auf mich zu warten. Blieb mir also nichts anderes übrig als michselbst zu verkaufen, für michselbst Werbung zu machen und michselbst bekannt machen. Obwohl ich es hasste, war ich gezwungen "marktorientiert" zu denken und handeln. Alles was ich in diese Richtung unternahm, widerstrebte meinem meist fundamentalem Lebensgefühl. Eigentlich wollte ich einfach nur da sein für meine Mitmenschen, dennoch mußte ich mich quasi an sie aufdringen, mein Leben manipulativ und instrumental einrichten um eben diese Mitmenschen zu erreichen. Während meine Motivation zurückzuführen war auf dem ‘zurückgeben’ von allem was ich in diesem Leben habe empfangen dürfen, fühlte ich mich gezwungen aus jeder Begegnung buchstäblich Kapital zu schlagen. Mein innerlicher Widerstand wurde so groß - und die Patsche, in der ich saß, immer komplizierter - daß ich ziemlich schnell depressiv wurde. Was hatte ich um Himmels Willen bloß getan? Ich zweifelte, ob ich wohl die gute Wahl getroffen hatte. Das eine Unglück folgte dem anderen. Gläubiger und Gerichtsvollzieher waren mir dicht auf den Fersen. Eine Gerichtsverhandlung war das Resultat; ich verlor. Diesem Druck war ich nicht gewachsen. Unter diesen Umständen gab es nur noch eins: den "Laden" wieder schließen.

Nach dieser Ouvertüre war ich ziemlich angeschlagen. Ich merkte wie fragil ich eigentlich war in Bezug auf die vielfältige Gewalt die da auf mich zukam. Ich fühlte mich wie ein Lamm unter Wölfen. Auch mein Körper war noch immer schwach und empfindlich. Deswegen beschloss ich bewußt schlechte Nahrungsmittel zu mir zu nehmen: Pommes, Fleisch, Kaffee. Einfach nur um ein Polster zu haben um mehr Widerstand leisten zu können. Niemand erkannte meine ’kosmische Herkunft’, was nicht nur einen "Schlag für mein Selbstbild" war, sondern auch Perioden von großer Einsamkeit zur Folge hatte. Niemand begriff mich, sah mich, und ’Anerkennung’ bekam ich schon gar nicht. Während mein Wesen die ganze Welt einschloss, fühlte ich mich von den Menschen ausgeschlossen, während ich den ganzen Kosmos umarmte, vereinsamte ich zwischen den Menschen. Nur mit der Natur konnte ich resonieren. Mit Pflanzen, Bäumen, Blumen und Sträuchern war ich auf gleicher Ebene. Nur sie hatten dieselbe Subtilität, dieselbe Wellenlänge. Unvermeidlich wurde ich jedoch der täglichen Welt immer mehr ausgeliefert und wurde meine kostbarste Innerlichkeit begraben unter den vielfältigen Einflüssen. Es war ein Desaster zu entdecken, daß, wenn man einen Schritt in die Welt setzt, man sofort von derselben Welt verschlungen wird. ’Selbstständig Unternehmen’ - wenn man das schon machen will - ist eine Illusion; man wird unmittelbar ein Sklave des Systems. Ich hatte keinen Widerstand gegenüber der Häßlichkeit, in der ich verkehrte; all die Unwissenheit, Arroganz, Stumpfsinnigkeit, Selbstsucht und Grobheit. Ich fühlte mich verlassen, auf mich selbst zurückgeworfen, isoliert und vom Göttlichen im Stich gelassen. In Niemandsland war ich gelandet, ich gehörte noch in die eine Welt, noch in die andere.

1.

In den Schattentälern
Weit von Dir entfernt
Oh meist innigste Geliebte
Eisig ist es
In der rauhen Welt der Abgeschiedenheit

Jetzt wo Deine lieben Hände
Mich nicht mehr berühren
Zuvor in purem Tanzgenuss
Mich insinnig entzückend
Fühle ich mich nun auf dürrer Ebene verlassen

Derweil Deine Liebesglut
Meine Haut schmelzen ließ und
Die Welten zusammenfloßen in
Göttlichem Gelee
Überkommt mich jetzt eine bröckelige Mattigkeit

In die Einsamkeit getrieben von
Der Welt die Dein Tanz ist
Fühle ich mich wie ein Lahmer
Zurückgestoßen durch Schatten
Bis in die Knochen spüre ich meinen stumm-

schreienden Schmerz

Da Du mich angesteckt hast
Mit dem Nektar Deiner Göttlichen Körpersäfte
Ist das brennende Fieber
In mir nicht mehr gewichen
Geweckt ist das Verlangen wodurch Du mich verzehrst

Ruhelos such ich in
Der Welt der Schatten
Nach dem Einen Licht
Oh, gib mir den Gleichmut, so daß
Ich Dich in dem dunklen stillen Tor wieder finden kann

2.

Oh, wäre ich doch ungeboren
Die Stimme der Stille stumm
Dann würde ich nun nicht hören
Die ferne Rufstimme aus der Schlucht

Die Echos in meinen Ohren
Wie konnte ich so tief sinken
Lied vom ewigen Morgenrot
Schmerzlich widerhallen

Nun kein sterbliches Wesen
Mich mehr begleitet im gehen
Wer wird mich jetzt noch heilen
Raum gebend in meiner Bahn

Ruhelos suchend im Dunkeln
Einmal übers andere vergessend was ich meide
Es ist der Düsternis Gefunkel
In sichselber das befreit

Selbstbezogenheit

Es gab schon ein Ausweg aus dieser Leere, nämlich michselbst in mein kleines Ich aufbauschen. Das kannte ich schon von klein auf an. Immer wenn ich mich verstoßen oder abgewiesen fühlte, zog ich mich zurück in meinen Turm von Elfenbein. Aus dieser selbstüberhobenen Sicht schweifte mein Blick über diejenigen "die viel niedriger standen". Kurze Zeit ergab sich diese Position als komfortabel, bis die Abgeschiedenheit peinlich akut wurde. Dann wird der Andere wieder benötigt und der Abstieg beginnt. Oder, wie ich später manchmal bei Sinfoniemusik erfuhr, das wörtliche auf- und abschwellen des kleinen Ichs, welches so groß und kräftig wird, daß man in kürzester Zeit ’den ganzen Raum füllt’. Ein mächtiges Gefühl, einfach fantastisch. Vor allem für jemanden wie mich, der von klein auf sein Selbstrespekt verloren hatte und sich zurückgeblieben und unmächtig fühlte. Wenn ich schon nicht mehr von der Quelle ernährt wurde, ’dann mußte ich es eben selber deichseln’, ein Slogan aus meiner Kindheit, dämmerte es mir. Wenn es zeitweilig Linderung brachte, dann konnte es doch nicht so schlimm sein, um mich aufzubauschen; so hielt ich mir vor. Ich bin mir dessen ja schließlich fortwährend bewußt. Und so war es auch. Es war doch der Sinn dieser dunklen Nacht, daß all dasjenige, was unverarbeitet geblieben war, ans Licht kommen zu lassen. Integration beinhaltet Offenheit und Gutheißung von gerade den Dingen, die weniger angenehm sind. Also ließ ich es geschehen. Unzählige ausgeschlossene psychische Inhalte kamen an die Oberfläche. Mein Geist - die bewußte Wahrnehmung - sah (gleichzeitig) zu, wie all die verschiedenen Teilaspekte aktiv eingebaut wurden. Das gab mir außerdem die Einsicht, daß Erleuchtung allein nicht einleuchtend genug ist. Was wiederum bestätigt wird durch all die privaten Geschichten über Erleuchtete Meister. Ohne Ausnahme berichten Intimi über solche Heiligen, über ihre überdeutlich anwesenden Schattenseiten. Über regelmäßig losplatzenden Wutanfälle zum Beispiel. Es sind die Seiten die nun einmal nicht an die Außenwelt gezeigt werden. Ihr Selbstbild und Eigennutz lassen das nicht zu. Unterdrücken sie die Schatten jedoch, was also geschieht, dann wird der eine nach dem anderen ernsthaft, chronisch krank. Ich war froh, von diesen Verwandten lernen zu können, ich schätzte michselbst glücklich, daß ich den Mut hatte „hinabzusteigen“, um da etwas dran tun zu können. In der ersten Zeit schrieb ich folgendes selbst-ironisches auf:

Sieh die Leute nach mir schauen
Bin auch wohl etwas besonderes
So merkwürdig ist es also garnicht
Natürlich merken sie es

Soviel Menschen schlafen noch
Haben dringend jemanden nötig
Der ihnen den Weg weisen kann
Schau doch nur nach all dem Leiden

Wirklich jeder hat Probleme
Wer möchte das schon sehen
Dabei ist es doch so einfach
Ich muß dringend etwas daran tun

Darum bin ich dann auch hier
Sie brauchen mich
Es wird nicht umsonst sein
Das macht meinen Auftrag so besonders

sie sollten bloß ein Bißchen unterstützen
organisieren hier und dort
dann kann es auch ein Bißchen wachsen
wachsen zu etwas Großes

Inzwischen bereite ich mich vor
Warten ist nur noch auf das Signal
Ich bin wirklich sehr außergewöhnlich
Heilig und königlich zugleich

Einfach geduldig sein und warten
So tat es Buddha doch auch
Obwohl der Gral mich auch reizt
Werde ich schnell bekannt werden?

Oh Volk, ich kann nicht länger warten
Erwacht alle zum Allergrößten
Seht doch, was bereits los ist
Folgt mir im gemeinsamen Kampf

Alles in meinem Leben habe ich zu danken an Himmel, Erde und den Menschen. Ohne sie wäre ich nichts. Darum kann ich auch nicht anders, als zu arbeiten „für die Ganzheit“, eine Arbeit, die mich 24 Stunden am Tag in Anspruch nimmt. Arbeiten ist für mich ein Loblied, eine Dankfeier, ein Kultus. Zu meiner Schande muß ich jedoch eingestehen, daß ich - seit ich zurück bin in der Welt (1987-2000) - mirselbst ununterbrochen Gewalt angetan habe. Denn ich machte nicht die Arbeit, die ich hätte tun sollen. Anstatt ausschließlich für, in und aus dem Selbst zu leben, kapitulierte ich jedesmal vor derselben Welt. Wodurch das meist Kostbare, Subtile, Delikate, Empfindsame, Ursprüngliche, Unschuldige, Transparente, Dasjenige Was Ich In Essenz Bin und woran ich alles zu danken habe - das wahre Leben - immer wieder zertreten und verraten wurde. Indessen war ich selbst dabei und doch ließ ich es geschehen: die Sorge um das tägliche Überleben hatte die Oberhand. Immer wieder schloß ich Kompromisse - unterlag ich dem Druck meiner Umgebung - immer wieder kam ich in Versuchung, Dinge zu tun, die in totalem Widerspruch zu meinem Lebensgefühl und Auftrag sprachen: Werbung, Selbstbeförderung, Sachlichkeit, Eigennutz und Management.

Dabei fiel ich notwendigerweise zurück auf mein kleines Ich, dasselbe selbst, das durch die Großen Erfahrungen jedoch dermaßen auseinandergenommen war, daß ich damit nicht mehr (gut) funktionieren konnte. Denn, bist Du einmal berufen um zu Sein, dann bist Du buchstäblich nicht mehr von dieser Welt. Mit diesem „leeren Selbst“ bewegte ich mich dann auch von einer Erschöpfung zur anderen. Trotzdem wurden die Notschreie vom Sein nicht oder ungenügend von mir honoriert. Die Folge war ein Schuldgefühl, gleich jemand empfindet der einen, der um Hilfe ruft, verrecken lässt. Bei Zeiten häuften die Schuldgefühle sich so auf, daß ich mich wirklich ekelte vor mir selbst. Spürst Du die Ironie? Derjenige, dessen Auftrag es ist anderen zu helfen sichSelbst zu sein, ist nicht in der Lage, sichSelbst dasselbe zu zugestehen. Es scheint in der Mode zu sein, um dieses nun völlig Dirselbst zuzuschreiben. Das ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit. Ich mußte nicht nur mit meiner eigenen Angst und Sorge an die Gange, gewiß; es liegt jedoch auch an der Umgebung, die doch kaum Spielraum hat für „Gottesleute“. Menschen, die gerufen sind um zu Sein, haben in dieser Leistungsgesellschaft keinen Platz. Sie sind, genau wie alle anderen, verurteilt zum andauernden Ringen um materiell gesehen „den Kopf über Wasser zu halten“. Trotz alledem habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß jemals der Moment anbrechen wird, indem mir diese Last abgenommen wird. Nicht so sehr zu meinem Eigennutz, sondern von allem und jedem.

Der Widersacher

Wieviel Leiden manche durchmachen müssen, bloß weil sie eine falsche Lehre befolgen! Die eigene Einstellung zum Leben ist jedoch daran Schuld. Wenn Du gierig bist nach der Erleuchtung oder im Schnellkurs von Deinem Leiden befreit werden möchtest, dann ist es unvermeidlich, daß Du in den Händen denjenigen fällst, die Dir "das ewige Glück" versprechen. Das Leben ist jedoch stärker als die von uns entworfenen Prinzipien. Das Erste was Du in dieser Hinsicht wissen solltest ist, daß auch nach einer Großen Erfahrung das Ego früher oder später wieder zurückkommt. Also nicht "einmal erleuchtet, für immer erleuchtet". Der Weg dient nicht dazu um "das Leiden loszuwerden". Im Gegenteil: das Leiden begleitet Dich ständig. Seine Funktion ist Dir immer neue Herausforderungen zu bescheren, wodurch Du wachsen kannst. Das Leben gleicht einer Blume. Am Morgen öffnet es sich, während es sich Abends wieder schließt. In der Praxis heißt dies, daß mit dem Einen im Hintergrund, das tägliche Bewußtsein ständig eine andere Qualität hat. Mal größer, mal kleiner, mal klarer, mal getrübt. Das Problem entsteht, wenn Du Dich mit Deinem Ideal identifizierst, wodurch das tägliche "Hier und Jetzt" blockiert wird. Das Hier und Jetzt ist jedoch das einzigste Tor zur Befreiung. Ironie: Sucht nach Befreiung ist der größte Hindernis auf dem spirituellen Weg.

Das zweite was Du wissen solltest ist, daß mit der Zunahme des inneren Lichtes das Ego entsprechend wächst. Warum? Der Grund ist, daß mit der Erweiterung des Bewußtseins die Existenz des Egos bedroht wird. Die Gefahr ist, daß es in die Leere aufgelöst wird. Vorangetrieben durch existentielle Angst wird es deswegen alles tun um zu überleben. Bewußtseins- erweiterung und Ego-stärke halten einander ständig im Schach. Licht und Schatten sind zwei Seiten derselben Medaille! Wächst das Licht, dann wächst auch der Schatten. Es bedeutet, daß ständig Konfrontationen stattfinden zwischen Dir - Dein Neues Selbst - und Deinem "Widersacher". Und das ist noch nicht alles. Wie wir wissen ist die Funktion des Ichs Identifikation mit innerlichen und äußerlichen Objekten. Das hat seinen Nutzen, denn es garantiert eine gewisse Sicherheit im täglichen (sozialen) Leben. Auf dem spirituellen Weg wird die Identifikation jedoch zum Hindernis. Identifikation mit den täglichen Dingen (Krawatte, Auto, Partner) ist jedoch harmlos im Vergleich zu spirituellen Werten. Es ist unvergleichbar interessanter für das Ego um mit Deinen spirituellen "Errungenschaften" zu prunken. "Ich, der Erleuchtete". Es ist die größte Herausforderung auf dem Weg. Die meisten - ins Besondere Lehrer - wagen es garnicht unter Augen zu sehen.

Es steckt auch noch einen anderen Mechanismus dahinter. Nehme mal an, Du hast eine große Öffnung bekommen. Abhängig von der Intensität (es gibt sehr viele verschiedene Qualitäten der Verwirklichung!) bleibt sie einige Zeit Dein Bewußtsein dominieren. Derartig, daß Du denkst "dies ist es", dies ist das Alpha und Omega. Wodurch Du in der Zeit danach versäumst, ständig selbstkritisch zu bleiben. Du meinst es erreicht zu haben, wodurch weitere Arbeit an Dichselbst nicht mehr nötig ist. Du bist dann so mit dem Licht identifiziert, daß Du nicht bemerkst, daß in Deinem (erweiterten) Raum womöglich noch unverdaute Inhalte versteckt sind. Von einem kannst Du Dir sicher sein: solche Inhalte gibt es immer. Sie werden bloß vom Licht "überschattet", derartig daß Du sie nicht bemerkst. Es sind die verdrängte Emotion-komplexe aus der Vergangenheit: Schmerz, Angst, Wut, Minderwertigkeitsgefühle, Selbstmitleid.....Was passiert? Je mehr das Licht zunimmt, desto mehr einen solchen Komplex die erhöhte Energie zu sich zieht, wodurch der Letzte sich Schritt für Schritt aufbläht. Längere Zeit ohne daß Du es bemerkst also. Der Komplex wird vom Licht gefüttert, bis es so stark wird, daß eine Grenzsituation erreicht wird. Es kann dann vorkommen, daß man "über Nacht" vom Schatten überrumpelt wird. War man kurz zuvor noch "voller Liebe und Harmonie", auf einmal haben Bitterkeit, Haß, Frust und Negativität Besitz von Dir ergriffen.              

Läuterung

Es ist der Grund weshalb in vielen Traditionen Reinigung/Läuterung einen festen Platz haben. Persönlich was es die schwerste Zeit in meinem Leben. Manchmal wurde ich auch geholfen. Das passiert, wenn die geballte Energie keinen Ausweg mehr findet und plötzlich in Dir durchbricht. Energie und Widerstand zusammen können eine enorme innerliche Glut und Hitze entwickeln. Wenn dann eine kritische Grenze erreicht ist, verbrennt und verzehrt sie mit einem Schlag all Deine alten Strukturen. Das höhere energetische Niveau setzt Deine rigiden unverarbeiteten Teile so unter Spannung, daß diese in der verzehrenden Glut verschwinden. Diese Kettenreaktion ist sowohl geistlich wie auch körperlich; beide werden gleichzeitig von ‘altem Gerümpel’ (Deine Identifikationen) gesäubert. Manchmal passiert dies in einem Mal, andere erfahren diese Reinigung unzählbar oft. Hier spielt die Notwendigkeit eine Rolle. Kennzeichnend ist fast immer ein überwältigendes Gefühl von orgastischem Genuß oder von einer hemmungslosen Zerstörungskraft, Durchlässigkeit, innerliche Befreiung, und schließlich komplette innerliche Stille, Ruhe und Frieden. Dein innerlicher Spielraum ist gesäubert und heller wie je zuvor. Dieses Urphenomen ist in vielen spirituellen Traditionen bekannt. Das Kapitel ‘Kundalini’ handelt darüber.

Identität

Zu meinem Erschrecken bemerkte ich ziemlich schnell, daß jede Identifikation mit einem gestellten Ziel nicht Stand hielt. Alles was ich unternahm, begann mit der Begeisterung eines Anfängers - Kreativität und Ideen im Überfluss - um kurz danach zu entdecken dass die Energie zerronnen war. Das war überaus peinlich, besonders in jenen Fällen, in denen ich durch meine Begeisterung auch andere in meine Projekte einbezogen hatte. Ich zerbrach mir meinen Kopf, um dahinter zu kommen, was das war. Nie zuvor hatte ich so etwas, auf jedem Fall nicht in diesem Maße, mitgemacht. Natürlich wurde mir klar, daß das Letztendliche mich buchstäblich auseinandergenommen hatte. Es zog mich immer wieder in Seinen Raum um mich dort auflösen zu lassen, sodaß meine Verbindungen ‘mit der Welt’ abgeschnitten wurden. Mir wurde die Kraft entnommen, mich noch mit etwas zu identifizieren. Darum, kam alles aus dem Nichts und versank unmittelbar wieder dorthin zurück. Es gab kein Ich mehr, eine ständig aktive Instanz, die eine Kontinuität garantierte. Wieviel Menschen mußte ich darum nicht enttäuschen, ohne daß sie auch nur etwas davon zu begreifen konnten. Das bedeutete auch, daß es sehr schwierig sein würde, wenn nicht unmöglich, um in dieser Welt zu funktionieren. Eine Welt, in der es gerade darum drehte, um gezielt, effektiv und… gewinnbringend zu sein. Aus der daraus entstandenen Panik tat ich alles um mich aufrecht zu erhalten. Unfreiwillig in die Gasse zu landen, war nicht gerade ein verlockendes Ziel. Doch war ich oft ziemlich nahe dran. Ich wand mich wie ein Aal, probierte alles, passte mich an obwohl ich nicht wollte, habe eine Woche nichts zu essen gehabt, habe Leuten geschmeichelt, um Unterstützung gebettelt, mein wahres Selbst verraten und mich erniedrigt bis auf unakzeptable Ebenen, und das alles nur um aufrecht zu bleiben. Ich beneidete die Heiligen in Indien, die wegen ihres Seins und nicht wegen ihrer Funktionsfähigkeiten, hoch im Kurs stehen.. Anstelle solcher Würdigung, mußte ich in zunehmendem Maße erfahren, wie hier jeder jeden gebraucht.

Die Ironie des Ganzen war, daß “einfach nur michSelbst-sein“ sich herausstellte als eine aussichtslose Sache. Wenn ich wirklich michSelbst bin - nota bene dasjenige was ich anderen vor Augen zu halten pflege - dann lande ich unmittelbar in der Leere. Alle Energie ist dann eingeströmt in vollkommen hell-anwesendes Nichtstun. Dann sitze ich den ganzen Tag glückselig im Stuhl, sowie es in meinen paradiesischen Jahren manchmal wochenlang hintereinander passierte. Während bei anderen, ‚DichSelbst-sein’ einen hohen Wert hat, eine optimale Kreativität garantiert, Unternehmungsgeist und Gedeihen; so wirkt es bei mir gerade andersum. Im Stuhl sitzen ist keineswegs produktiv; niemand wird das interessieren, damit kann man sein tägliches Brot nicht verdienen. Um funktionieren zu können, mußte ich just Abstand nehmen vom Selbst, und durch eine künstlich aufgebaute Identität meinen Weg finden. Ist das nicht ironisch? Hat man “Es erreicht“, darf man Es nicht behalten und wird man gezwungen Es wieder los zu lassen. Einfach, weil man in dieser Gesellschaft keine andere Wahl hat. Wenn man im Wesen nicht sein darf, wer ist man denn oder wer muß man dann sein? Dieses Suchen nach 'der richtigen Form' hat mich denn auch jahrelanges Kopfzerbrechen gekostet. Hunderte verschiedene innerliche Stimmen - jede mit wohl- gemeintem Rat - drängelten sich in mir hoch: 'Mach Dich einfach bekannt als 'der Neue Buddha', oder 'Geh arbeiten für die Armen' (in der Tat habe ich ein halbes Jahr in Brasilien gearbeitet), oder 'Tu halt nur das was Dir gefällt', oder 'Geh ins Theater und spiele dort den NarrGottes', oder 'Werde Bauer', oder 'Bewerbe Dich einfach' (tatsächlich habe ich mich bei fast vierzig verschiedenen Entwicklungsorganisationen beworben), oder....Nichts wirkte. Jede Identifikation wurde unmittelbar heruntergeputzt. Hat man einmal die Leere realisiert, ist Sie stärker als alles was darin aufkommt. Bevor man sich an etwas festklammert, ist es schon wieder verschwunden. Es war eindeutig: ich saß in der Patsche mit mirselbst und der Welt. Glücklicherweise hatte ich Freunde, die mir im richtigen Moment ab und zu die helfende Hand reichten, auf daß ich wieder für kurze Zeit überleben konnte.

Übrigens: 'Keine Wahl treffen, wenn du denkst, daß Du eine treffen solltest', dies spielte höchstwahrscheinlich auch eine Rolle. Intuitiv begriff ich, daß dieses Fegefeuer und dieses Leiden eine Funktion hatten. Um mich in dieser Phase irgendwie zu verankern - wenn es überhaupt möglich gewesen wäre - schien darum nicht der richtige Weg. Ein leuchtender Punkt war der Göttliche Funke, der innerliche Spielraum; dadurch konnte ich alles geschehen lassen, ohne daß ich in meinem Wesen angetastet wurde. Ich litt unter den Dingen, ohne daß sie mich beherrschten. Erstere befanden sich bloß an der Peripherie, weil ich in meiner Mitte war. Deswegen ging alles immer wieder vorüber. Diese innerliche Freiheit wich nie von meiner Seite. Das ist auch der Grund warum, auch sichtbar für andere, mein 'Elan' wohlbehalten blieb.

Da ich auch immer weiter in Selbstmitleid abzugleiten drohte, wurde ich gezwungen um meine Ganzwerdung konstruktiv zu gestalten. Einige Methoden, wie zum Beispiel die Bio-Energetika, hatte ich bereits ausprobiert: Resultate blieben aus. Schließlich fiel meine Wahl auf Voice Dialogue. Immerhin wollte ich eine nachhaltige Übereinstimmung aller Dimensionen in meiner Psyche. Eine Methode, in der die Interaktion von sowohl den unterdrückten Emotionen, der Reflexion (das ‚Ich’), als auch die bewußte Aufmerksamkeit gleichzeitig an die Reihe kommen. Dies nannte ich später ESI (Emotionale Selbstintegration). Daran habe ich unsagbar viel zu danken gehabt. Anstatt michselbst verändern zu wollen, gab ich an alles was gerade in mir aufkam, bewußt Spielraum. Die Emotionen sind immer auf Komponente vom Selbst zurückzuführen, nicht von Deinem (wahren) Ich. Weil Du sie nicht wirklich bist, kannst Du ihnen ruhig den Spielraum geben. Damit hat die Emotion die Chance ‚sichselbst’ zu sein, sich zu äussern. Daraufhin gab mein Reflexion hierauf Kommentar, und anschließend Erkennung, Hinnahme und liebevolle (körperliche!) Umarmung des Teiles, sodaß er wieder Teil des Ganzen wurde. Mit zum Schluß immer stille Aufmerksamkeit. Dieser Prozeß dauerte oft mehrere Stunden am Tag; und das mindestens fünfzehn Jahre lang! Von einem kommt das andere, es ist unglaublich was da so alles in Dir schlummert, und wie einfach es ist um sich dessen bewußt zu werden. Neben Selbstbezogenheit waren meine dominanten Teilpersönlichkeiten Schmerz, Traurigkeit und Selbstmitleid, Neid und Wut, Angst und Kontaktscheuheit, Aufgeblasenheit und Hochmut. Alle Inhalte wurden jedoch in diesem Prozeß als Komponente/Teile von mirselbst nachträglich zugelassen und liebevoll umarmt. Obwohl sie anfänglich rauh, unpoliert, abstossend waren und einen negativen Charakter hatten, wurden sie, nachdem sie mehr integriert waren, stets mehr Teil vom mirselbst. Befreit von ihrer Abgeschiedenheit und den scharfen Kanten, erwiesen dieselben Eigenschaften sich als sehr nützlich. Transformierter Schmerz wird (bei mir) zum Vermögen des Einlebens, Wut versetzt sich gegen Unrecht, Narzismus brachte die Liebe für michselbst und die Aufgeblasenheit verwandelte sich in "eine neue Gemeinschaft’.

Derweil Du Dich zum Licht begibst, komme ich von dort

Kennemerduinen 1990

Wie üblich saß ich auf meinem Fahrrad und genoß von der Umgebung. Ich fühlte meine Fußsohlen auf den Pedalen, als wäre es meine 'erste Natur''; mein Gesäß völlig entspannt im Sattel und das Steuer als Verlängerung meiner Arme. Mein Radeln, das Fahrrad und ich waren ein. Plötzlich und vollkommen unerwartet wurde ich 'eingeschaltet'. Es war überall, die Bäume, die Dünen und ichselbst waren gleichzeitig darin aufgenommen. Es war ein Zustand in dem Kraft und Leere ein und dasselbe waren. Spontan gab ich fremde Jubelschreie zu Gehör. Ich konnte nicht anders als an dieser Verrücktheit zugeben. Wie ein Betrunkener wurde ich fortbewogen. Dies hielt ziemlich lange an, jedenfalls solang, bis ich wieder zu Hause war und meine Freunde es bemerken konnten. Mein Augenstand war auch irgendwie "anders". Dies ist ein Vorbild von der Tatsache, daß auch in der 'Dunklen Nacht der Seele 'meine 'Erfahrungen' einfach weitergingen. Darum auch war 'das Dunkel mir hell genug'*.

*Nach Johannis vom Kreuz.

Japan und HongKong

Durch Zufall hatte ich das Vorrecht fast zwei Jahre im fernen Osten verbleiben zu dürfen. Erst in Japan, später in HongKong. Es waren zwei der glücklichsten Jahre meines Lebens. Meine Ankunft in Japan war einzigartig. Die Kombination einer Kultur die uns dem Anschein nach so fremd ist, vermischt mit dem zeitgleichem Gefühl von ’Heimkehr’. Ich war dort nicht wegen der Spiritualität. In einem Zenkloster Sesshins zu betreiben, zum Beispiel, hatte für mich keinen Anreiz. Mein Verlangen lag darin, daß ich ganz einfach nur eine Zeitlang dort wohnen wollte um das Japanische Leben in all seinen Facetten in mir aufzunehmen. Die Perfektion nach außen hin (von der Japanischen Kultur) reflektierte meinen innerlichen Zustand. Es war die spirituelle Ästhetik, die mir gefiel. So genoß ich von allem, ohne Unterschied zu machen. Ich war dann auch in Erstaunen versetzt, wie mich eines guten Tages ein Shin-buddhistischer Priester ansprach und mich ersuchte, Zentrainings für Japaner in seinem Tempel zu geben. Ohne nachzudenken stimmte ich zu. Es wurde eine überaus erfüllte Periode. Am Ende nannten die Schüler mich „Den Lachenden Buddha“.

Ermutigt durch meine Japanischen Erfahrungen, eröffnete ich kurz nach meiner Ankunft in HongKong das "Maitreya Mind Wholeness Zentrum". Im Gegensatz zu Japan war es nicht gerichtet auf die lokalen Personen, sondern auf Expats, Leute aus dem Westen also. Es ist erstaunlich, wie schnell man Kontakte legt in solchen Großstädten. Alle Ausländer sind organisiert in Klubs und halten sehnsüchtig Ausschau nach Neuankömmlinge, um ihre Langeweile zu vertreiben. In kürzester Zeit wird dann ein Vortragabend organisiert. Fast ohne Mühe konnte ich die Menschen für meine Aktivitäten interessieren. Und ziemlich schnell hatte ich eine Meditationsgruppe beisammen. Auch das Ambiente in HongKong fand ich übrigens sehr hinreißend. Die meisten Leute denken nur an die große Stadt und vergessen, daß sie umgeben wird mit Provinz, mit tropischen Regenwäldern, ursprünglichen Chinesischen Dörfern, ungefähr 220 verschiedenen Inseln und vielen Stränden. So wohnte ich zum Beispiel auf der Lantau-Insel in einem Haus mit Dachterrasse; auf der einen Seite mit Aussicht auf Berge und Wälder, und auf der anderen Seite sah man den Strand, das Meer und kleine Inseln.

MeiMei

Jeder denkt natürlich, daß ich meine Frau MeiMei aus Asien nach Holland mitgenommen habe. Doch es kam anders. Ich traf sie im ISS, einem Ausbildungsinstitut der Niederländischen Behörde für die Dritte Welt. Dort hatte sie gerade ihr akademisches Studium abgeschlossen (MA Soziologie). Ich sah sie auf einem Süd-Amerikanischen Festabend, wo sie, unberührt durch das Gewühle, beschaulich auf einem Stuhl saß. Diese Unbewegtheit berührte mich augenblicklich und sehr tief; es warf mich auf Anhieb um. Am selben Abend sagte ich zu meinen Freunden: “Ich bin keiner Frau, sondern einer Blume begegnet". In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, daß ich viele Jahre zuvor oft mehr mit Blumen als mit Menschen verkehrt habe. Die stille Pracht resonierte mit meiner tiefsten Innerlichkeit. So war es mit meiner Begegnung mit MeiMei auch. Die Begebenheiten verliefen damals schnell hintereinander. Es mußte gehandelt werden, da ihre Eltern keineswegs leichtfertig einem Liebesabenteuer mit einem Mann aus dem Westen zustimmen würden. Und schon ziemlich bald wußte ich mehr über ihren Hintergrund. Die Eltern von MeiMei hatten sich relativ früh bei der Befreiung von China durch Mao Ze Dong angeschlossen. Durch Selektion wurden sie daraufhin in die zentrale Regierung/Verwaltung zugelassen. Als die Mutter von MeiMei schwanger wurde, wollte sie diese abbrechen, weil eine Schwangerschaft ihren Einsatz für die Revolution hindern könnte. Durch persönliche Einmengung von Zou En Lai - der außerordentliche und humane Premier von China - wurde dies verhindert. Darum auch ist er der Patenonkel von MeiMei; ohne ihn wäre sie nie geboren. MeiMei wuchs sehr behütet auf zwischen den Mauern vom Staatsrat, einem Komplex der angrenzt an die Verbotene Stadt. Sie erinnert sich Mao Ze Dong noch sehr gut. Sie schwommen oft im selben Schwimmbad....

Unsere Liebe war von Anfang an “größer wie wirselbst“. Es war das Gefühl ununterbrochen im selben Raum zu sein. Vielleicht scheint es töricht, doch das “Persönliche“ kam dadurch irgendwie in den Hintergrund. Alles spielte sich von Beginn an “auf einem anderen Niveau“ ab. Alles spielte (spielt) sich ab im Kontext von inniger Freude. Wir verstehen einander mühelos. Da war auch überhaupt kein Gefühl von ’kultureller Verschiedenheit’. Selbstverständlich gab es Aspekte die ich interessant fand. Wie zum Beispiel, daß ihr Vater der erste Sekretär war vom (sehr gemäßigten)  Parteiführer Hua Kwo Feng (der erste Parteileiter nach Mao Ze Dong), und daß ihre Mutter Direktorin vom Sekretariat des Staatsrates (Regierung) gewesen ist. Beide idealistisch und selbstlos in ihrem Einsatz. Im alten China wäre MeiMei dadurch eine Prinzessin gewesen. Eigentlich fühlt es auch so an. Ihr innerlicher Adel, ihre natürliche Balance, ihre Subtilität gab (gibt) unserer Beziehung eine ungeahnte Dimension. Was bis auf den heutigen Tag (Frühling 2014, gerade 22 ½ Jahre verheiratet) andauert. Merkwürdigerweise hat MeiMei in ihrer Jugend niemals ihre eigene (spirituelle) Tradition kennengelernt. Das war in den Jahren der Kulturellen Revolution verboten. (Übrigens hat ihre Familie viel von den schrecklichen Dingen mitgemacht, worüber soviel Bücher geschrieben sind. Auch haben sie sich später ganz aus der Politik zurückgezogen. MeiMei ist jedoch zurückhaltend in dieser Beziehung; sie redet lieber nicht darüber).

Neben der Liebe, haben wir auch, spirituell gesehen, eine sehr positive Wechselbeziehung. Hierfür hat sie so ein natürliches Talent - sie IST Stille - daß sie bereits einige Male in Gruppen ’vorgesessen’ hat. Daß sie nebenbei eine außergewöhnlich talentierte Therapeutin und Lehrerin in der Traditionellen Chinesischen Heilkunde ist, braucht kaum noch erwähnt zu werden; so viele Menschen haben das bereits an ihrem eigenen Leibe empfinden können.“Von Haus aus“ verlegen und bescheiden, wohnt in ihr eine (stille) Kraft. Wenn diese sich äußert, wird eine Mischung von dicht bei sichselbst sein, Zuwendung, Kenntnis und großes Kommunikationstalent sichtbar. Sie gibt sich mit Herz und Seele an die Aufgabe die sie sichselbt auferlegt hat.Momentan ist es Heilkunde. Bereits seit siebzehn Jahren vertieft sie sich in diese Materie. Als Soziologin mit Interesse für Epidemiologie war sie seither damit bekannt. Aber auch Chinesisch malen oder tanzen meistert sie hervorragend. Ich fühle mich bevorzugt, daß ich so nah zu ihr zusammenleben darf. Auch von meinen vielfältigen früheren Erfahrungen weiß ich, daß dieses wirklich einzigartig ist. Ich bete in Stille, daß sie und ich zusammen noch eine ganze Zukunft vor uns haben, zu Nutzen von allen und alles.

Vor diesem Hintergrund braucht es wohl nicht zu wundern, daß früher oder später sich "etwas Wesentliches" in MeiMeis Leben ereignen würde. Es begann mit einem weißsagenden Traum. Sie spazierte in den Strasßen von Beijing (ihre Heimatstadt), und sucht nach ihrer Brille. Ihre heutige Brille war nicht stark genug. Sie begegnete einem jungen Mann, der ihr nicht sehr zuverläßig vorkam. Er sagt er hätte die richtige Brille für sie. Zahlung im voraus. Weil er die Brille erst später besorgen würde, mußte MeiMei ihm einfach vertrauen. Darauf war sie in einer anderen Straße. Eine sehr enge und überfllt mit Menschen. Es war ziemlich stressvoll. Dann hörte sie meine Stimme sagen: sammle all deine Schätze: schwarze Steine, andere symbolische Objekte, Schriften. Während sie damit anfing war sie plötzlich....in ein goldenes stralendes Licht.....Direkt darauf flog sie wie ein "superwoman" in eine Burg. Die Burg hatte eine Mauer rundum. Kein Tor, keine Fenster, keine Öffnungen. Zuerst versuchte sie es mit der "Magie" ihrer Schätze. Nichts bewegte sich. Dann hörte sie aufs neue meine Stimme: VERTRAUE. So flog sie blindlings gegen die Mauer. Im selben Moment öffnete ein Tunnel sich. Sie macvhte sich auf den Weg. Am Ende wurde sie örtliche Leute gewahr, die alle im auffallend frischen Grass saßen, essend und trinkend. Mit Freude wurde sie empfangen, alles wurde sofort mit ihr geteilt. Sie sagten zu ihr: "wir hatten nie gedacht, daß du es schaffen würdest....". Zuletzt fand sie sich wieder in der Gesellschaft von älteren Frauen. Sie waren alle sehr weise. Anscheinend hätten sie was zu verbergen. MeiMei ahnte, daß sie das ihr anvertauen wollten. Es war ein Baby. Die alte Mütter übergaben es ihr, im tiefsten Vertrauen, daß es bei ihr in guten Händen ist..... 

Kommentar

MeiMeis Traum ist ein einzigartiges Beispiel einer spirituellen Initiation. Es ist ein sehr kompletter Traum, alle Schritte des inneren Weges einschließend. Der erste Teil handelt sich um das Erwachen, symbolisiert durch die neue Brille. Sie bekommt es von einem Fremden, was bedeutet daß es keine Erweiterung des normalen Geistes ist, sondern etwas was bis jetzt ihr unbekannt war. Nur dadurch daß den Prozess traute konnte sie den Sprung wagen. Um Fortschritte auf dem Weg machen zu können, muß man/frau Schritt für Schritt sein Bewußtsein erweitern. Bis alle Grenzen von Zeit und Raum transzendiert werden. Bis - wie bei MeiMei - sie plötzlich in das Ewige Licht auflöst. Der dritte Schritt schließlich handelt sich um den Gral*, das Symbol der Kosmischen Gebärmutter. So etwas kommt sehr selten vor, denn "meistens" endet der spirituelle Weg mit der Erleuchtung. Es bedeutet daß MeiMei zu der ultimative Erfüllung berufen ist. Als "superwoman" - also Erleuchtete - hat sie noch einen weiteren Schritt zu machen. Die Gebärmuter kann jedoch nicht verwirklicht werden. Das wird durch die dunkle Burg symbolisiert. Man/frau hat sein Leben zu opfern. Und das ist genau was sie tat: blindlings flog sie gegen die Mauer. Zurückkehren zum Kosmischen Schoß wird vom Tunnel symbolisiert**. Am Ende dessen sich das "Fass des Überflußes" befand, verkörpert von den essenden und trinkenden Leuten....Sie waren völlig in Staunen, denn sehr Wenige schaffen es die Gebärmutter (aufs neue) einzutreten.... 

* Die Symbolik des Grails ist weitverbreitet. In China die bronzen Fäßer - "Ding" - zeigen eine enge Beziehung. Es ist also nicht seltsam daß MeiMei - eine Chinesin - eine derartige Vision bekam.

** Wundersameweise, kommt das Symbol des Tunnels genau überein mit dem Traum, den ich vor 40 Jahre hatte, beim Anfang meiner spirituellen "Karriere". .Siehe: "Threefold Realization"

Die letzte Szene des Traumes der MeiMei ist besonders rührend. Statt das Fest bloß zu genießen ohne nach der Bedeutung zu fragen - wie beim Parzival - und so den Anspruch auf die Fortsetzung der Graltradition verlierend, ist MeiMei im Kreis der "alten Frauen" aufgenommen, letztere symbolisieren die Kosmische Mutter. Als Zeichen der Tatsache, daß MeiMei würdig ist die nächste "GralGöttin" zu werden, übergeben sie ihr das Baby - den neuen Zyklus von Tod und Wiedergeburt. Is das nicht total erstaunlich?

Noch zwei Dinge. Während des Traumes war MeiMei bewußt davon, daß eine sehr ungewöhnliche Klarheit in ihr und ihrer Umgebung existierte. Was die transzendentale Natur des Traumes beweist. Auf der anderen Seite, diese Initiation war "nur" ein Traum. Es geschah nicht "im hellen Tageslicht". Deswegen ist ihre Bedeuting eine Zusage, ein Sicher-sein, daß der Traum eines Tages in Erfüllung geht. Es ist eine wunderbare Ermutigung, nicht nur für MeiMei, sondern für alle die auf dem Weg sind. Vertraue die Mutter und sie wird Dir all ihre Schätze bescheren.

TransMission

Drei Jahre später. Wir sitzen im Auto von Freiburg zurück nach Holland. Es gab eine heftige Konfrontation, wobei ich hr - nach vielen Jahren von Versuchen - keinen Ausweg mehr erlaubte. Eine Situation, die für eine traditionelle Chinesin höchst "ungebräuchlich" ist. Aber ich wußte "jetzt soll den Durchbruch" kommen. Also war sie (mit Worten) extrem in die Enge getrieben.Wollte sie eine wesentliche Öffnung in ihrem Leben oder für immer Sklave ihrer Sorgen sein, das war die Frage. Mitten in ihrer Elend sagte sie plötzlich mit strahlenden Augen: "ich bin durch". Das überrumpelde sogar mich. Ja, wieso, eh....sagte ich. "Hier", sagte sie: "über meinem Kopf". Da bin ich jetzt. Nicht mehr in meinem kleinen Ich. Plötzlich war da einen Sprung, innerhalb eines Bruchteils....und ich Bin DAS". Was dann folgte war drei Stunden von langen Perioden von Stille und ab und zu etwas austauschen. Ihre Körperhaltung hatte sich spontan total geändert. Sie war wie im Zen: gefasst, vertikal, eindrucksvoll. Ab und zu schaute ich sie in den Augen: sie waren übernatürlich strahlend. Die Konversation war äußerst karg, aber total bedeutungsvoll. "Alles war immer über mir, sagte sie....meine Sorgen, meine Ängste, die Arbeit, mein Mangel an Zuversicht. Jetzt aber sind diesselben Dinge alle unter mir". Sie sind Inhalt meines neuen Raumes geworden. Mein Ich ist ein Raum, zeit- und grenzenlos. Es gibt (in diesem endlosen Moment) keine Gedanken. Und ich habe keinen einzigen Drang mich zu bewegen. So zu sitzen ist Vollkommenheit, die innere sehr lebendige Klarheit und Stille ist ein Schatz ohne gleichen". Sie beugte sich zu mir herüber um ihr Kopf auf meinen Schulter zu legen, wie sie so oft machte. "Nein, nein", sagte sie "dies ist besser" und war sofort zuück in ihrer königlichen Haltung. Worauf wir beiden herzlich lachten. Und so saß sie neben mir: unbeweglich drei Stunden lang, während ich über die Autobahn raste. Eine wohl sehr besondere Situation. Ein Geschenk eines humorvollen Kosmos. Am Ende bestätigte ich die TransMission. Der "Funke" war gezündet bei ihr. Sie ist "eine Erleuchtete", Nachfolgerin in der universell-kosmischen Tradition. Spontan gab ich ihr das Leitmotiv fürs Leben: "Loyalität/Treue zur Essenz". Ja, sagte sie "so empfinde das im Moment auch". Ich müßte an Karl Graf Dürckheim denken. Das Sein als Verheißung und Verpflichtung. Und nicht zuletzt meine "eigene" Freude: das Wissen um die Tatsache, jetzt zu zweit vor unserer gemeinsamen Aufgabe zu stehen. Dankbarkeit, Dankbarkeit.     

Heimsuchungen
Entwischt aus der Hölle der Zukunft

Das Wesen der Spiritualität ist die Bewußtwerdung. Dies bedeutet, daß Du den Übergang machst von in sich selbst gefangen-sein zum inneren Beobachter. Meditation ist nichts anderes als eine Übung in Achtsamkeit. Du entdeckst, daß Du der Beobachter Deines Selbstes bist, eine neue Qualität, die nicht durch das, was ein Einem hervorgeht berührt wird. Du bist frei von Dir Selbst, so daß Du Deine Gedanken, Emotionen und Verlangen vorbeigehen lassen kannst, so wie sie gehen. Das Paradoxe ist, daß durch den inneren Abstand der Inhalt deines Bewußtseins (Deine "Psyche"), erstmal um Intensität gewinnt. Du hast sie buchstäblich Raum verschafft.

Nimmt Deine bewußte Aufmerksamkeit jedoch an Qualität zu - Klarheit, Offenheit, Räumlichkeit, Empfänglichkeit, Frieden und Stabilität - heißt sie "bewußte Präsenz". Während bewußte Aufmerksamkeit sich noch "in Dir" befand, füllt bewußte Präsenz den Raum um Dich herum. Du hast Dich Selber - Dein kleines Ich, Deine Körperlichkeit - transzendiert. Es ist ein Zustand, wo Du eins bist mit Deiner Umgebung. Im Gegensatz zu der Lebendigkeit des Anfangs, ist es immer ruhiger, friedlicher geworden. Diese Vereinigung ist eine ständige Quelle der Freude. Denn Deine "ursprüngliche Natur" ist wiederhergestellt worden.

Räumlicher-sein als Dich Selber beinhaltet auch, daß "Energien", die zuvor ausgeschlossen wurden, in Deinen Bewußtseinsraum kommen können. Das sind die Dinge, die bisher zu bedrohend für Dich waren, zum Beispiel. Daher mußt Du oft Krisen erleben, wo Du mit Angst, Wut und Schmerz konfrontiert wirst. Entschließt Du Dich noch mehr, kannst Du auch starke Energie-beladenen Komplexe aus dem kollektiven Unbewußten (Archetypen) erwarten. Nicht nur angenehme (Visionen, Ekstasen), sondern auch (sehr) unangenehme, wie Hölle und Verdammnis können hochkommen.    

Du bist jedoch nicht nur empfindlicher Einflüßen /Energien von "innen" gegenüber, sondern auch für die von außen. Wie viele Menschen sagen nicht, daß sie sich für "negative Energie" von anderen Menschen abschotten müssen. Für Bewußtwerdung bzw eine erhöhte Sensibilisierung bzw Empfindlichkeit wird somit ein Preis bezahlt. Dies wird häufig noch verstärkt durch eine gesunde Lebensweise. Klar, bewußte Menschen essen gesund, sind Vegetarier oder/und Fasten regelmäßig. Wodurch Du jedoch nicht nur gesünder, sondern auch empfindlicher wirst. Es konfrontiert Dich mit neuen Fakten: mit der Möglichkeit des Elektro-Stresses zB. In den letzten Jahren ist der Elektrosmog, elektro-magnetische Strahlung (Handy, iPad, Computer, Radio, TV, Wilan, Radar, Satellit, Internet, Haushaltsgeräte), nämlich drastisch erhöht.

Sind Körper und Geist offen und transparent, dann sind Sie auch offen für elektro-magnetische Strahlung. Wenn alles gut "fließt", fließt auch die Strahlung frei durch Dich hindurch. Auf dem spirituellen Weg hast Du (oft mit erheblichem Aufwand), Blockaden und Widerstände abgebaut (...). Dein Gehirn, Körperfunktionen und Gewebe sind daher ungeschützt der Strahlung ausgesetzt, zumal letztere ähnlicher Art ist wie die eigene Bio-Strom. Daher tritt Resonanz leichter auf, wodurch Schäden entstehen. Die elektrische Leitfähigkeit ist gestört, die Funktion des Gehirns desorientiert, die Blut-Hirn-Schranke beschädigt, so daß Giftstoffe und Proteine in den Gehirnen geraten (was normalerweise nicht möglich ist), DNA-Ketten brechen, lebenswichtige Blutzellen verklumpen, Zellen entarten, Blutgefäße werden brüchig was zu akuten Erkrankungen führt. Es gibt extrem starke Beweise dafür, daß nicht nur Stress und Burn-Out, sondern auch Herzstillstand, Schlaganfall, Demenz und Alzheimer-Krankheit, Leukämie und Krebs (und viele Krankheiten mehr, im Prinzip alle chronischen Erkrankungen, insbesondere bei Kindern) durch den Elektrosmog (mit ) verursacht werden. Die Ironie ist, daß Menschen, die nicht bewußt sind (eine Ego-Panzerung haben!) und ungesund leben (viel Fleisch, also einen Puffer haben) haben, die geringste Belastung aufweisen. Es sind dagegen "die Besten" - die Bewußten, Intuitiven, Sensibelen, Gesunden, Kreativen, Intelligenten und Erwachten - die zuerst erwischt werden!

Wenn Du es siehst, bist Du sofort ein anderer Mensch

Als ich dachte, daß ich nun wohl durch war mit allem, überkam mich folgendes. Es begann 1992. Meine Frau MeiMei und ich bekamen gleichzeitig Beschwerden. Anfangs hauptsächlich beim Aufstehen am Morgen. Wir beide wurden unerklärlich müde, und blieben es den ganzen Tag über. Oft saß ich stundenlang lustlos auf dem Sofa, oder ich lag wie gelähmt im Bett, nicht im Stande um auch nur irgendetwas zu tun. Müde, müde, müde ohne zu wissen wodurch es kommt, ist eine eigenartige Erfahrung. Beim Laufen hatten wir beide ein ’unwirkliches Gefühl’, als ob es kein Kontakt mit dem Boden gebe. Es war als wenn wir auf Watte liefen. Sehr unangenehm war auch, daß wir beide stets weniger gut klar nachdenken konnten, es war als ob der Kopf in zunehmendem Maße ’blockierte’. Um ein Beispiel zu nennen, konnte ich eine ganze Zeit ’abwesend’ vor mich hinstarren. Was wir auch gemeinsam hatten, war, daß wir in der Nacht öfter wach wurden mit einem Völlegefühl im Bauch. Des Morgens war uns manchmal übel, als wenn wir uns übergeben mußten.

In Laufe einiger Wochen nahmen die Beschwerden nicht nur zu, sondern kamen noch welche hinzu. Vor allem nachts. MeiMei bekam schmerzhafte Muskeln und Gelenke, ich konnte immer mühsamer einschlafen oder wurde sehr unruhig wach - meist zwischen ein und zwei Uhr. Dabei überkam mich das Gefühl, als ob mein ’System’ zusammenbrechen würde: ich wurde kalt bis auf die Knochen, mit bohrenden Schmerzen zwischen den Schulterblättern, hatte Schweißausbrüche, Herzklopfen und das Gefühl ’weg zu sinken’, in Ohnmacht zu fallen. Das aufhetzende Gefühl, vor allem in meinem Kopf, in der Herzgegend und im Rücken, nahmen derartig zu, daß es zu Panik führte. Wenn es zum Höhepunkt kam, hielt ich es nicht mehr aus, und mußte heraus aus dem Bett. Es ist vorgekommen, daß ich aus dem Haus floh und draußen im Auto versuchte, zu schlafen. Auch tagsüber veränderte unser Leben immer mehr. Wir hatten kaum noch Lust, hinaus zu gehen. Wir scheuten uns vor allem; selbst einkaufen gehen wurde zur Last. Zuhause taten wir auch nicht soviel. Die Stimmung wurde immer drückender, Sorgen dominierten. Mich belasteten außerdem noch Momente von Ruhelosigkeit, Gereiztheit, Stress und Aufregung…..*

*Dies war der Anfang einer jahrenlangen Krankheitsgeschichte. „Wozu die Erleuchtung also nicht führen kann“. Sich öffnen kann unter Umstanden riskant sein! Wegen der Länge dieses Abschnitts, können Sie ihn in meiner Website zu Ende lesen.

www.healingtheplanet.info, Buch „Sohn/Liebhaber der Kosmischen Mutter“, Kapitel „Heimsuchungen“.

Brasilien

Um die Geschichte zu beenden - die Beschwerden kamen doch zu oft zurück - beschlossen wir, unser Glück in Portugal zu versuchen. In jenem Land waren viele ältere Leute, die dort überwintern, so begründeten wir, sodaß die Erwartung auf Einkommen nicht ganz unangemessen schien. Geholfen durch eine Geldleihung - wofür wir immer noch sehr dankbar sind - zogen wir 'offiziell' um, in die Algarve. Optimistisch wie immer.... mieteten wir ein schönes Haus auf einem Hügel, und ein Garten voller Mandelblüten. Etwas, von dem wohl jeder träumt. Es war nicht so, daß wir gleich wieder in alptraumhafte Verhältnisse gelangten, doch nach einigen Monaten erwies unser 'Goldminchen' eher eine Gruppe Senioren zu sein, die auf ihrem Geld sitzen blieben. Für ärztliche Hilfe ging man in die billigen Staatskrankenhäuser.

Mitten in meinem Elend - ich war als wir in Portugal waren in vielen Hinsichten total am Ende - stand ich eines guten Morgens auf.....und wie! Auf vollkommen unerklärlicher Weise befand ich mich in einem Zustand von unbeschreiblichem Glück. Eine Verfassung, in der ich ohne jeden Anlaß nach allen Seiten überströmte von Freude, Kraft und Energie. Ich ging nach draußen und stampfte wie ein Kind ungestüm, aufschreiend und zischend im Kreis herum. Ein ekstatischer Tollkopf. Noch während dieses 'Tanzes' leuchtete mir ein, daß dies der Zustand war von meiner paradiesischen Babyzeit, die ersten zwei Lebensjahre, die Zeit vor meinem 'großen Unglück'. Es war die Wiederherstellung mit meinen persönlichen Wurzeln. Nie vorher in all den 56 Jahren war mir dieses geschehen*. Es war wie ein Wunder.

* Ekstase und Erleuchtung sind grundsätzlich von einander zu unterscheiden. Erste ist Erfahrung (Energie), die Zweite ein Aufgehen ins Göttliche (Bewußtsein).

Bis unsere Situation so peinlich wurde, daß eine holländische Familie es nicht mehr mit ansehen konnte, und uns vorschlug, nach Brasilien zu emigrieren. Einer ihrer Söhne hatte dort eine Anstellung bei der Regierung des Teilstaates Paraná. Er würde uns weiter helfen können. Mit dem Rücken gegen die Wand macht man krumme Sprünge. Also, auf nach Brasilien. So unbekannt, wie dieses Land für uns war, so schnell fühlten wir uns dort wie zu Hause. Die Brasilianer empfingen uns mit einer unvorstellbaren Herzlichkeit. In kurzer Zeit wurden wir mit Menschen in Kontakt gebracht, die relevant für uns waren. Wir wurden eigens vorgestellt an die Leitung - Direktor und Internist - des örtlichen 'SUS' Armenkrankenhaus, notabene Krankenhaus 'Erasmo de Roterdam' geheißen. Über ein eigenes Haus wurde nicht diskutiert. Der Oberarzt/Direktor bestand darauf, daß wir ein Zimmer in seinem Haus beziehen sollten, einschliesslich Gebrauch von gemeinschaftlichem Wohnzimmer, Küche, und eigene Dusche/Toilette…..

Die Herzlichkeit der Brasilianer ist für uns unvergeßlich. Und ihr Enthusiasmus in Beziehung auf unsere dargebotenen Dienste....Während man in Europa kämpfen muß, um marktfähig zu sein und zu bleiben - etwas, was uns prinzipiell zuwider ist - war man dort total begeistert von der Tatsache, daß wir 'für sie ganz aus Europa gekommen sind'. Es war wie eine warme Dusche. Hinzu kommt noch, daß wir bei allen möglichen 'Freunden' eingeladen wurden, stetig auf Barbecue Partys. Das war für kurze Zeit etwas lästig, da wir überwiegend vegetarisch aßen. Anfangs nahmen wir nur Stückchen Tomaten und Petersilie. Das fiel auf, und man machte uns deutlich, daß es so nicht ginge. Wir hatten Verständnis dafür, und um die Gastlichkeit nicht länger zu brüskieren, haben wir dann auch einfach Fleisch gegessen. Wir waren ziemlich erstaunt, daß innerhalb einer Woche der Rest meiner Elektrobeschwerden verschwunden war. Das Fleisch hatte für einen scheinbar notwendigen Puffer gesorgt. (PS: und jetzt nicht denken, daß dies die Lösung ist für jeden!). Bei mir hat es jedenfalls gewirkt. Das ist der Grund, weshalb ich nach so langer Zeit noch verhältnismäßig gut funktionieren kann.

Es fiel uns auf, daß, genau wie in HongKong, auch hier Dinge leicht, schnell und spontan organisiert wurden. Es scheint fast so, daß im Gegensatz dazu Holland zugemauert (in vielerlei Beziehungen) ist. Nichts scheint hier mehr zu gelingen. Nicht so in Brasilien. So konnten wir nicht nur die Naturheilkunde im Krankenhaus einführen, sondern auch ein ziemlich großes Hoher-Blutdruck-Projekt in der Millionenstadt Curitiba. Und als ob das noch nicht genug wäre, konnten wir – unterstützt vom WHO Healthy Cities Projekt - auch ein Kurs 'Fließsystemtherapie' für alle Direktoren aller Sozialabteilungen (Gesundheit, Sport, Altenhilfe, Landbau, Ernährungswirtschaft usw.) der Stadt Curitiba, anbieten. Das war der Anlass für die Übersetzung meines Fließsystembuches ins Englische; davon haben seitdem viele Menschen Nutzen ziehen können*.

* Kostenlos im Internet publiziert. Öffne www.vitalworld.org

Die spirituelle Interesse der Brasilianer ist enorm. In kleinen Dörfern stehen oft zahllose Kirchen, beziehungsweise Sektehäuschen; fast alle charismatisch und stark besucht. Auch einheimische Formen von Voodoo (Candomblè zum Beispiel) blühen dort, neben spiritistischen Strömungen wie der Kardeksismus. Letztgenannte hat sogar eine eigene Universität. Wir wurden dort eingeladen um einen Vortrag über Spiritualität zu halten. Alles wieder im Brasilianischen Stil spontan organisiert. Der Saal war gefüllt mit sehr interessierten jungen Leute, die viel Fragen stellten. Auch der leitende Professor (Im Yoga und der indischen Philosophie) war sehr interessiert. Mit ihm hatte ich eines der schönsten Gespräche meines Lebens. Er fragte mich nämlich ganz unbefangen - mit einer Interesse, so echt, daß sie mich zutiefst bewegte - wie meinen spirituellen Weg aussah. Als ich ihm ein Paar Hauptsachen erzählt hatte, war er erst ganz stille, worauf er sagte: "weißt Du, daß Du die höchste Stufe der Gottesverwirklichung erreicht hast?" Ich sagte - genauso unbefangen - "Ja, ich Weiss". Kannst Du also auch - durch minimales Atmen - in die Realisation schlüpfen? Ich erwiderte: "nun daran war ich nie wirklich interessiert, aber wenn ich in der Zustand bin, dann ist die Atmung tatsächlich nicht mehr zu spüren". Er lächelte und sagte: "versuche es mal". Und tatsächlich, jedes Mal als ich meinen Atem aufhielt, schlüpfte ich durch den Hals einer Sanduhr in die andere Dimension. Oh, das ist angeblich so, dachte ich.

Etwas später war ich in der Lage die Reichweite davon zu ermessen. Wenn ich also tatsächlich auf völlig 'natürliche' Weise in die andere Wirklichkeit hineinschnellen kann, ist dies also mein Leben, daß ich aus dieser Position heraus zu leben habe. Auf einmal war mein 'Spielraum' verschwunden. Da konnte ich nicht umhin. Damit wurde gleichzeitig meine Verantwortlichkeit festgelegt. Von dem Augenblick an war das Unterste nach oben gekommen. Meine Schwäche ersetzt durch eine allesdurchdringliche subtile Kraft. Die große Angst aus den vorhergehenden Jahren, nämlich um mein 'ursprüngliches Gesicht' an die Aussenwelt sehen zu lassen, war gleichfalls von mir abgefallen. Die Erkennung von nur einem Menschen war hierbei durchschlaggebend. Etwas, was keine 'Gotteserfahrung' hat bewirken können. Unendlich dankbar war ich, daß ich diesem einen Menschen auf meinem Weg begegnen durfte. Ich betete, daß auch ich Menschen, deren Pfad ich kreuzen möge, genauso in ihrem Dasein zu bestätigen vermag. In Deinem Wesen Anklang finden, ist das nicht, wonach ein jeder verlangt?

Später bot er uns an..... ein spirituelles Zentrum zu errichten auf einem Landgut von 2500! Hektaren. Alles gratis und umsonst, ein Geschenk.... So etwas kann man sich hier überhaupt nicht vorstellen. Logisch also, daß wir anfangs Interesse hatten. Wir suchten den Ort auf. Das Land war wüst, tropischer Regenwald!, und unvorstellbar schön. Es endete am Meer, wo eine lokale Variante von Delphine wohnten. Jammerschade war, dass sich in der nächsten Umgebung ein Landstreicherdorf befand, deren Bewohner berüchtigt waren wegen ihrer Gewalttätig- keiten. Es erschien uns nicht ungefährlich, um als 'reiche Abendländer' in ihrer Nähe zu wohnen, zumal da der Ort ziemlich abgelegen lag. Außerdem beherrschten wir die Sprache nicht. Spirituelle Vorträge auf Portugiesisch zu geben, gehörte nicht zu meinen Möglichkeiten. Darum haben wir das Angebot leider abschlagen müssen.

Letzte Erprobung

Der letzte Schock stand mir jedoch noch bevor. Er gleicht derselben Situation in der Parzival-Legende, als Parzival nach seiner Erleuchtung, und nachdem er jahrelang herumgeirrt hatte (Integrationsprozeß), zum letzten Male beim Hof von Arthur gelangt war, in der Annahme, daß ihm dort nur Lob und Ehre erwartet. Plötzlich taucht da eine entsetzlich häßliche Frau – Kundrie – auf, die ihn in allen Tonarten beschimpft und verwünscht. Sie macht ihm deutlich, daß die "guten Taten", die er verrichtet hatte, nicht aus reinem Herzen kamen, so daß sie eigentlich von keinem oder geringem Werte waren. Dasselbe geschah auch mir. Nach einem Streit mit meiner Frau bekam ich denselben Spiegel vorgehalten. Mir wurde als nie zuvor bewußt, daß ich "mich zwar immer eingesetzt hatte für die Mitmenschen", aber daß (unbewußt!) die Motivation jedesmal von meiner Sucht nach Anerkennung und .... Liebe, beherrscht wurde. Dafür habe ich wirklich alles getan. Nimmer hatte ich den Schmerz der Liebesentbehrung, an der mein "fortwährender Einsatz" zu Grunde lag, so vollständig gefühlt. "Empfangen durch geben"*, das war meine (unbewußte) Strategie gewesen. Mein ganzes Leben war dadurch beeinflußt gewesen. Diese Erfahrung war überaus schmerzhaft.

*Das bedeutet nicht etwa, daß ich – entsprechend meiner Reichweite von Einsicht – nicht immer aufrichtig gewesen bin. Außerdem: in meinen (vielen) Momenten von inklusivem Bewußtsein war die ursprüngliche Zustand wiederhergestellt und war (ist) nichts mehr zwischen mir und "meiner Umgebung". Schwächte das jedoch ab, dann schob sich die Selbstbezogenheit - ohne das ich mich immer davon bewußt war - wieder dazwischen.

Daraufhin geriet ich spontan in einen tiefen Trauer-Prozeß. Ließ ich das Bewußtsein dessen, was ich in meinem Leben habe entbehren müssen, stets durch mich hindurchgehen. Mit meinem neuen Einblick auf die Dinge, wiederholten sich zahllose Erlebnisse aus der Vergangenheit in mir. Damit wurde auch bestätigt, daß man in seinem Entwicklungsprozeß immer wieder dieselben Dinge aufgetischt bekommt, aber dann auf dem angemessenen Niveau von Einsicht. Der Ernst meines Problems stimmte überein mit der letzten Phase auf meinem Weg. Gleichzeitig überkam mich ein tiefes Bedauern und Reue. Wie viele Leute habe ich nicht durch meine Unwissenheit unnötig belastet? Doch auch in Beziehung auf mich selbst. Durch das gigantische Bedürfnis an Liebe, habe ich mein Leben lang kaum Mitgefühl gehabt.....so dachte ich in meinen tiefst-traurigen Gedanken. Ich dankte der Kosmischen Mutter und MeiMei, daß ich das nun bis in alle Tiefe erfahren und durchfühlen durfte*. Es ist also niemals zu spät; ja, alle Dinge passieren genau "zum richtigen Zeitpunkt". Ichselbst kann zwar denken, daß es ein "Verlust" gewesen ist, das Letztendliche in Ihrer Weisheit jedoch weiß es viel besser. Sie hat mir viel Leiden, also Reife zugeteilt. Tiefe Dankbarkeit kam in mir auf. Was für eine Geduld Sie mit mir gehabt haben muß! Und das alles für "mich". Sie ist wahrlich die einzig wahre Liebesquelle.

*Natürlich war mir mein Problem schon viel eher bekannt. Doch nie tief und peinlich genug. Oftmals kommt man erst nach tiefgründigem Leid zur Einkehr/Umkehr.

Es war mir nun vollkommen deutlich, warum ich "noch nicht fertig war", warum ich, der doch unendlich viel Gnade empfangen hatte, immer noch nicht dienlich tätig war in der Welt*. Intuitiv wußte ich, daß da noch eine wichtige Barriere zu nehmen war. Zum Glück gönnte ich mirselbst die Zeit, um dahinter zu kommen – was manchmal ganz schön heftig sein konnte. Es ist an dem grenzenlosen Erbarmen der Großen Mutter zu danken, daß ich diese Chance bekam. Nun, da nichts mehr dazwischen steht, kann Ihr Erbarmen ungehindert durch mich hindurch strömen. Kann ich Ihre Barmherzigkeit teilen mit allen. Parzival ging mir hierin vor. Wie er zum zweiten Mal auf die Gralburg kam, erkundigte er sich als erstes nach dem Wohlergehen des kranken Fischer-Königs. Sofort jubelte das ganze Schloß. Unzählbare Dezennien hatte man hierauf gewartet. Denn schließlich hatte das Unvermögen des Königs – seine Selbstsucht und sein Abgeschnitten-sein von der Quelle – das ganze Land in eine wahre Wüstenei ("wasteland") verändert. Das Warten auf den barmherzigen Außenseiter – jemand außerhalb des Systems, der den wahren Weg begangen hatte – wurde nun belohnt. Der König war im selben Moment geheilt und das ganze Land blühte auf.

* Für die "technische Seite" der Dunklen Nacht, sieh Han Marie Stiekema "Der Universelle Weg" mit u.a. Körperbewußtwerdung, Gewahrsein, Selbsttranzendierung, Blockaden, dem Widersacher, dem Kreativen Prozess und METAsynthese.

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Last update:07/15/14