Mein Leben: das Alte abgebrochen bis aufs
Wesentliche,
um vom Wesentlichen aus das Neue wieder aufzubauenBereits mehr als 33 Jahre versuche ich in Worte zu fassen, was sich
nicht in Worte zu fassen läßt. Es ist das Loblied an das Dasein. Das Leben, nicht ich,
steht hierbei im Mittelpunkt. Was mir geschah, ist unpersönlich. In all den hier
beschriebenen Großen Erfahrungen hat mein Ich aufgehört zu existieren. Das Ich und die
Erleuchtung schließen einander aus. Bist Du in Deinem Ich, dann steht die Erleuchtung im
Hintergrund, hat aber Es Dich übernommen, dann gibt es Dein Ich nicht mehr. Ich
als die gewöhnliche tägliche Identität bin erleuchtet, ist darum
eine fundamentale Unmöglichkeit. Das Licht ist dagegen die Tragfläche des ganzen
Universums. Es ist das unsichtbar Allgegenwärtige. Es ist die Essenz von allem und allen.
Wenn Du darin aufgenommen wirst, siehst Du nicht das Licht, Du Bist Es. Darum ist es auch
keine Erfahrung, sondern ein Sprung in Identität. Eine Erfahrung ist etwas, was Dich
überkommt, wobei das Ich zwar etwas (außerordentliches) erlebt, doch prinzipiell
dieselbe Identität behält. Kern der Erleuchtung ist nicht, daß dem bestehendem Ich
etwas Großartiges geschenkt wird, doch daß dieses Ich plötzlich in eine
übernatürliche Seinsdimension verschwindet. Das Ich-selbst hat eine grundsätzliche
Transformation durchgemacht. Dir ist das kleine Ich nicht mehr bewußt, Du bist Etwas, das
meilenweit darüber hinausgeht. Dies ist keine Mystik. In der Mystik geht es um eine
zeitweilige Vereinigung mit dem Göttlichen. Es wird davon ausgegangen, daß
"Gott" eine Erfahrung ist, keine Realisation. Es akzeptiert den Sprung in
Identität nicht. Es beruht ein Tabu auf die Tatsache, daß der Mensch zutiefst göttlich
ist. Daher kann es sein, daß Mystik Dich abhängig macht von der Erfahrung
und kurzerhand entarten kann in spirituellem Materialismus*.
* Das heißt überhaupt
nicht, daß die Verwirklichung Deiner "göttlichen Identität" nicht genauso
Gefahren ausgesetzt ist. Im Gegenteil. Es kann u.U. noch größere Schaden verursachen.
Das wird in diesem Buch an mehreren Stellen erörtert.
Die meisten Leute denken, daß
Spiritualität eine Erweiterung des Geistes ist. Da sie jedoch nicht wissen, was
Geist ist, denken sie daß es ein Bestandteil ihres täglichen Ichs ist. Auf
diese Weise werden Spiritualität und persönliche Entwicklung durcheinander gebracht.
Während Spiritualität das Aufgeben des kleinen Ichs beabsichtigt, bezweckt Letztere eine
Ausbreitung der bestehenden Erfahrungswelt. Das ist natürlich in Ordnung, solange die
zwei Richtungen nicht miteinander verwechselt werden, mit oder ohne Absicht. Leider ist
gerade das heutzutage sehr oft der Fall. Da sind zum Beispiel Begriffe, die einander
häufig überlappen, daß bereits in der Orientierungsphase große Verwirrung entsteht. So
können Ausdrücke wie Wahres Selbst, Bewußtseins- erweiterung,
Meditation, Liebe, der spirituelle Weg und viele
andere, verkehrt interpretiert werden. Ist das Wahre Selbst ein Verlängerungsstück von
Dirselbst eine visuelle Kreation oder eine Dimension an jener Seite, die Du
erst dann realisierst, indem Du Dein bestehendes Ich aufgibst. Letztgenanntes ist, was
hier gemeint wird. Beobachter sein impliziert einen innerlichen Abstand; daß Du einen
Sprung ins Bewußtsein gemacht hast. Es hat sich ergeben, daß es einen
diskontinuierlichen Übergang gibt in eine andere Dimension in DirSelbst. Bewußtwerdung
ist darum nicht eine Art von Mehrwert, eine Erweiterung des Bestehenden
Expansion sondern vielmehr dahinter kommen, und einen Schritt
zurücktun in die vertikale Dimension. Derweil die Wirklichkeiten hinter den Worten
also oft diametral einander gegenüber stehen, wird durch die Terminologie eine falsche
Einheitssuppe suggeriert. Jeder spricht über dasselbe, obwohl sie im Grunde
unterschiedliche Wirklichkeiten vor Augen haben. Eigentlich geht es um total verschiedene
Lebenseinstellungen: der Weg des (Nichts) Sein, und der des Habens. Es geht hier um
Spiritualität als wahre Wirklichkeit oder als eingebildete Vorstellung bzw Krankheit.
Du mußt natürlich erst ein Ich haben,
bevor Du es loslassen kannst. Das ist in zweierlei Hinsichten wichtig. Es kommt oft vor,
daß ich-schwache Menschen eine transzendente Erfahrung bekommen. Ich kann mich noch sehr
gut daran erinnern, wie ich zu einem jungen Mann gerufen wurde, der sich in einer akuten
Psychose befand. Er war ratlos vor Angst, die er ständig in und um ihn herum verspürte.
Er verkehrte in einem Abgrund von unbeschreiblicher Verzweiflung. Es erwies sich, daß er
sich intensiv mit Kundalini-techniken befaßt hatte. Erster Grundsatz auf dem
Weg ist es, für eine angemessene integrierte Ich-Struktur zu sorgen. Was in
den meisten Fällen bedeutet, daß Du Dich erst mit Deiner Ganzwerdung beschäftigst, mit
Ich-integration. Das unterstreicht den Zweck der persönlichen Entwicklung und
Therapie als erste Schritte zur weiteren Bewußtwerdung. Das tragische jedoch ist, daß
die Menschen heutzutage wenn sie sich in Entwicklungs- prozessen befinden
vergessen, daß Wachstum an sich nicht das eigentliche Ziel ist. Dementgegen besteht das
letztmögliche Glück im Leben darin, daß Du Dein kleines Ich zu einem gegebenen
Zeitpunkt loslassen kannst. Auf dem Gipfel fiel alles von mir ab", Bei
ihm habe ich michselbst vollkommen vergessen", In meiner Meditation saß ich
ganz einfach nur". Das ist das Kriterium wahrer Spiritualität: wenn Du Dich wirklich
innerlich erneuerst, fällt das Alte von Dir ab.
Dies ist speziell relevant für die Zeit
in der wir leben. Das kennzeichnet sich durch den Abbruch auf allen Ebenen: individuell,
sozial, ökonomisch, kulturell, religiös und ökologisch. Dadurch fühlen wir uns
entfremdet, isoliert, sinnlos, bedroht und ängstlich. Diese total auf unsselbst
Zurückgeworfenheit ist ein Problem, mit dem nur wenige umgehen können. Die existentielle
Krise breitet sich nämlich wie ein Ölfleck aus. Wenige haben noch das Gefühl, das
Schicksal in eigener Hand zu haben. Es sieht so aus als ob wir allesamt auf eine große
Zerrüttung zusteuern: das Große Nichts. Wie gelähmt schauen wir zu. Oder suchen
Ablenkung in der Arbeit, dem Computer, den Handys, dem Fernseher, den Ferien oder Partys.
Nichts erscheint uns schlimmer wie die Konfrontation mit dem Nichts, der Leere. Einsicht
in die Situation ist darum so wichtig. Wenn man es oberflächlich betrachtet, dann ist
unser Zustand in der Tat ziemlich aussichtslos. Täglich mit Niedergang, Dunkelheit,
Problemen, Streß, Depressionen und Burn-Out konfrontiert zu werden, ist nicht gerade
aufbauend. Kernfrage ist es, ob Abbruch wirklich so sinnlos ist. Vielleicht erscheint dies
zunächst einmal ein wenig absurd. Denkt man indessen tiefer darüber nach, dann fallen
einem möglicherweise einige kreative Ideen ein. Wie zum Beispiel: Abbruch kann sinnvoll
sein, wenn es Dinge, Strukturen oder Paradigmas betrifft, die nicht mehr
lebensfähig sind. Also alles was alt, krank, häßlich, verschlissen, angehäuft,
verbraucht, festgelaufen oder schädlich ist. So etwa, wie man es in der Natur wahrnehmen
kann. Im Herbst stirbt auch alles ab, um Platz zu machen für das junge, neue Leben im
Frühling. So geht es auch mit uns Menschen, ja, selbst mit ganzen Kulturen. Es führt
Dich ins Mysterium hinter sterben und aufs Neue geboren werden.
Ich habe eine erfreuliche Mitteilung für
Dich. Es hat sich herausgestellt, daß die Krise doch nicht so aussichtslos ist, wie man
dachte. Es liegt tatsächlich eine Gesetzmäßigkeit dahinter. Ironisch genug ist diese
Gesetzmäßigkeit schon so alt wie die Menschheit selbst. Es geht um die Einsicht in das
Wesen der Letztendlichen Wirklichkeit. Bis vor kurzem wurde das als Gott" oder
Sein bezeichnet. Das kommt zwar dicht bei der Wahrheit, doch nicht ganz*.
Er hilft uns, zum Beispiel, nicht, unsere derzeitige Krise besser zu
begreifen. Wir stehen nun vor der Wahl: schieben wir alles, was mit Religion und
Spiritualität zu schaffen hat, zur Seite? Oder stellen wir uns von Neuem die Frage nach
der Wahrheit? Wenn wir uns fürs Letzte entscheiden und erkennen, daß Gott nicht
mehr ausreicht dann müssen wir Gott an jener Seite von Gott suchen.
Und dann kommt die Überraschung: Gott ist nicht das Letztendliche. Die verschiedenen
Traditionen, meine eigene Dreifache Kosmische Realisation und auch die
Naturwissenschaften bestätigen die Tatsache, daß sowohl das Göttliche als auch die
sichtbare Welt eingebettet sind in, was man ein Kosmisches Vakuum nennen kann.
Der Punkt ist, daß dies nicht nur eine theoretische Verschiebung ist. Der Charakter des
Vakuums früher auch Gebärmutter oder Große Mutter
genannt ist ganz spezifisch. Ihr Bodenloser Grund hat eine ganz eigene
kosmische Dynamik. Alles, ohne Ausnahme sowohl das Göttliche als auch die
sichtbare Welt wird ununterbrochen aus Ihrer unermeßlichen Tiefe geboren, und
kehrt andauernd wieder dorthin zurück. Es bestätigt, daß das Universum ein Gesetz hat:
das dynamische Gleichgewicht zwischen Abbruch, Beständigkeit und Erneuerung.
** Gemeint wird der Gott, den
uns das Christentum vorhält. Der wahre Gott übersteigt jedoch alle
Definitionen. Darum haben Aussprachen wie der Gott aus der Bibel" einen inneren
Widerspruch . Gott als "Besitz" eines Buches? In Wirklichkeit gibt es jenseits
von Gott also das Vakuum. In der Großen Mutter Tradition in der das Licht aus dem
absoluten Nichts geboren wird ist das Göttliche der Lichtkörper der Großen
Mutter. Sieh Kapitel 8: Kehr Um
Gegen diesen Hintergrund bekommt
unsere eigene existenzielle Krise eine Bedeutung. Wir leben in einer Zeit, die von der
"die Rückkehr zum Ursprung geprägt ist. Das Nichts bekommt nun
eine ganz andere Bedeutung. Anstatt Schrecken einzujagen, erzeigt es sich als Vakuum, in
dem wir aufgebraucht und kaputt zurückkehren, um aufs Neue geboren zu
werden. Zusammenarbeit mit dem kosmischen Gesetz zeugt von Weisheit. Imstande
sein, in der Not die Erlösung zu sehen, befreit uns aus der Klemme. Und sei doch mal ganz
ehrlich: haben wir selber nicht auch die heutige Krise verursacht? Unser Unvermögen zu
SEIN hat uns dazu gebracht, unsere Zuflucht zu suchen in haben. Wir dachten,
wenn wir unsere Habe vergrößern, werden wir auch unser Glück vermehrfachen.
Haben kann unseren Durst nach unsSelbst-Sein, der Wahrheit, Liebe und Verbundenheit
jedoch nimmer ersetzen. Daher ist es eine Obsession geworden. Und nun werden wir mit der
harten Wirklichkeit konfrontiert: unsere Habsucht bedroht unser Dasein auf allen Ebenen.
Unsere eigenen Aufhäufungen drohen uns zu ersticken. Denn sie zerstören das dynamische
Gleichgewicht zwischen Abbruch, Beständigkeit und Erneuerung. Da sich die Sorge der
Großen Mutter in erster Linie hierauf richtet, hat Sie das Zeichen zum
Abbruch gegeben. Anstatt dies zu bedauern, begreift ein einsichtiger Mensch die
Einladung der Mutter.
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir
unsere Selbstsucht erkennen und zugeben daß wir hoffnungslos in einem Lebensstil
verstrickt geraten sind, der uns nur noch unglücklicher macht. In diesem Zusammenhang
bedeutet Burn-Out von unsselber und unserer Kultur nichts
anderes als der Abbruch unserer Selbstbezogenheit. Dies bietet uns zugleich die
Möglichkeit unser Wahres Selbst und unsere eigentliche Lebensbestimmung zu finden. Lobet
und preiset darum die Mutter! Durch Hingabe an Ihr Vakuum das Kosmische Nichts
können wir das Alte unser Ego sterben lassen um aufs Neue geboren zu
werden. Das, was uns zu Anfang am meisten Angst eingeflößt hat die Angst vor dem
Nichts erweist sich nun als unsere Erlösung..... Niemand kann für uns sterben, um
uns wiedergeboren lassen zu werden (....), das können nur wirselber. Das ist der Sinn der
heutigen Krise. Vertrauen in die Urmutter das Fass der Regeneration macht
das möglich. Ist das Leben nicht wundervoll? Und sowie Du vielleicht bereits bemerkt
hast: ich habe die unglaubliche Gnade gehabt, Dir hierin vor zu gehen. Die Niederschrift
davon ist in diesem Buch zu finden. Darf ich Dich also hierzu einladen? |