F. Kürzlich haben Sie sich zur Tradition
bekannt. Wie ist das passiert?
A. Heutzutage ist Zukunftsdenken fast gleich mit technologischem
Denken. Es wird alles getan den Menschen glauben zu lassen, daß nur die
"Moderne" uns retten kann. Tatsächlich ist es genau umgekehrt:
Fortschrittsdenken führt uns in den Abgrund.
F. Also zurück zu alten Werten?
A. Ja und nein. Nein weil wir nicht einfach die Vergangenheit
zurückholen können und wollen. Ja, weil nur das Ganzheitsdenken eine nachhaltige
Grundlage unserer Gesellschaft herbeiführen kann.
F. Weshalb sind Sie nach Deutschland gezogen um Ihre Botschaft
zu verbreiten?
A. Ich betrachte Deutschland als den Hoffnungsträger unserer
Kultur. Die Deutschen sind jedoch erlähmt wenn es drauf ankommt auf die Tradition
zurückzugreifen. Es ist immer das Gespenst des Nazismus dazwischen.
F. Ohnmacht um ihr eigenes Leben optimal zu gestalten?
A. Seit dem zweiten Weltkrieg ist es ein Volk ohne Wurzeln. Um den
Schuld zu vergessen, hat es sich total dem Materialismus hingegeben. Die fatale Folgen
werden immer deutlicher.
F. Erklärt das den tiefen Frust, die man überall spürt?
A. Ein einfaches Beispiel. Man kann in Deutschland nicht über den
Wert der Gemeinschaft reden. Versucht man es, dann wird oft bald abgehakt. Man wird sofort
erinnert an die Volksgemeinschaft im Dritten Reich. Weil die Nazi's fast alle Werte
korrumpiert haben, gilt dies für viele andere Bereiche auch. Folge: die Menschen sind von
den elementarsten Werten abgeschnitten.
F. Das hört sich ziemlich hoffnungslos an.
A. Die Krise ist in Deutschland größer als in irgendeinem anderen
Land Europa's. Deswegen ist auch die Chance auf einen Durchbruch wahrscheinlicher.
F. Was würden Sie empfehlen?
A. Die Realität ist nun einmal so, daß Deutschland nur teilweise
über seine (belastete) Tradition bzw Geschichte und Mythologie verfügen kann. Deswegen
soll sie "neu erfunden werden". Das Einzige das in dieser Hinsicht unbelastet
ist, ist die Spiritualität.
F. Als Quelle einer neuen Tradition?
A. Genau. Das Zeitgeschehen hilft uns hierbei. Ist nicht die ganze
Gesellschaft in zunehmender Maßen in Zerfall? Die meisten Menschen interpretieren das als
negativ. Vom spirituellen Standpunkt gesehen kann man das jedoch auch ganz anders sehen.
F. Um überzeugen zu können, brauchen Sie gute Argumente.
A. Wenn man sich nur mit den materiellen Errungenschaften
identifziert, sieht die nächste Zukunft tatsächlich nicht rosig aus. Denn das Bestehende
desintegriert immer weiter. Wir bewegen uns auf das Nichts zu.
F. Aber......
A. Das Nichts hat im Westen bis jetzt nur eine negative Konnotation.
Es ist das Ende schlechthin. Spirituell gesehen ist es jedoch genau umgekehrt. Denn aus
der Ultimen Verwirklichung wissen wir, daß das Nichts nicht einfach Nichts ist, sondern
die Letztendliche Wirklichkeit.
F. Was ist der Unterschied?
A. Das Ultime kann man sich als ein Vakuum vorstellen. Früher wurde
das "Kosmische Gebärmutter" oder "Große Mutter" genannt. Es ist die
Ultime Bodenlosigkeit, die alles gebärt und in Der alles ständig zurückkehrt.
F. Also anders als das Christentum das immer gelehrt hat.
A. Das Nichts oder die Leere ist immer verteufelt gewesen. Seitdem
ist es unsere größte Angst. Das war kriminell, denn das Nichts - die Große Mutter - ist
die Erlösung schlechthin.
F. Schön gesagt, aber......
A. Kannst Du Dich zum Beispiel vorstellen, daß die ganze Schöpfung
aus einer Gebärmutter hervorkommt?
F. Hmmm..., eigentlich schon. Wenn man sich Abends dem Firmament
anschaut....ja, das ist doch eigentlich eine Kuppel, die alles umfaßt.....und jetzt
erinnere ich mich, auch in den Naturwissenschaften wird ein Vakuum als letztendliche
Ursache für möglich gehalten......
A. Eben. Was dem Christentum angeht. Es hat alle Erinnerung an die
Zeit der Großen Mutter ausgelöscht und sie ersetzt durch ihr Konzept des einen
(männlichen) Gottes. Tatsächlich ist es so, daß nicht "Gott" die Welt aus dem
Nichts geschaffen hat, sondern das Nichts sowohl das Göttliche (Licht) als das Universum
gebärt.
F. Mit welchen Konsquenzen?
A. Das Universum wird nicht "regiert" von einem
"persönlichen Gott", sondern durch das Vakuum. Es sind kosmische Kräfte die
unser Schicksal bestimmen. Alles kommt aus dem Vakuum hervor, hat darauf eine bestimmte
Nachhaltigkeit, während es seinerseits wieder in die Leere zurückkehrt, also stirbt.
Dieses dynamische Gleichgewicht wird "Gesetz des Universums" genannt.
F. Was hat dies alles mit einer neuen Tradition zu tun?
A. Um bewußt und optimal zu leben bzw zu regenerieren, müssen wir
in Einklang sein mit dem kosmischen Gesetz. Der Mikrokosmos soll in Harmonie sein mit dem
Makrokosmos.
F. Wie?
A. Wie gesagt befindet sich die ganze Kultur in einem
Sterbensprozeß. Es ist eine Einladung zur Quelle zurückzukehren. Im Schoß der Mutter
wird das Ego vernichtet (sterben) um als neues Selbst wiedergeboren zu werden. Die Mutter
kommt also genau rechtzeitig. Denn das Ego droht die ganze Kultur in seiner Selbstsucht
mitzureißen.
F. Tradition - spirituell gesehen - heißt also "zurück
zur Quelle".
A. Das Besondere ist, daß Tradition der Erneuerung gleichkommt. Ist
das nicht ein Wunder?
F. Was passiert danach?
A. Erinnern wir uns das Kosmische Gesetz. Sterben und aufs Neue
geboren werden, umfaßt nur die Hälfte des Prozesses. Man darf hier also nicht
stehenbleiben. Die andere Hälfte besteht darin, daß man sich danach mit dem neuen Selbst
einfügt in das Lebensnetz, das was ich "Himmel, Erde und die (neue)
Gemeinschaft" nenne.
F. Sich ständig erneuern und wieder Teil des Ganzen werden also.
A. Sehr gut. Das ist tatsächlich die neue existentielle
Wirklichkeit. Statt des Ego's als Mittelpunkt, wird "sichSelbst sein in
Verbundenheit" die Grundlage des Daseins. Es ist der Wendepunkt der ganzen Kultur.
F. Das aber in der Praxis umzusetzen wird nicht gerade einfach
sein....
A. Du unterschätzt die Menschen und die Krise in der sie sich
befinden. Sie sehnen nach Gleichgewicht in ihrem Leben. Um das zu bewerkstelligen, sind
viele bereit manche materielle Errungenschaften aufzugeben. Freiwillig (solange es noch
kann) oder gezwungen, das ist die Frage hier.
F. Der Ausgangspunkt der neuen Tradition ist mir klar. Wie wird
sie weiter aufgebaut?
A. Ausgangspunkt ist immer das Gesetz des Universums. Wie oben
erörtert, herrscht im Kosmos ein dynamisches Gleichgewicht zwischen "sterben und
aufs Neue geboren werden". Wenn wir das Ernst nehmen, dann dürfen wir uns hier keine
(extreme) Anhäufungen erlauben. Ein wirtschaftliches System als der globalisierte
Kapitalismus ist also "eine Hauptsünde" gegen das Leben. Es ist ein
Krebsgeschwür (unbegrenztes Wachstum, Selbstsucht, Profitgier, "Fortschritt",
Expansion bzw "Lebensraum", Gleichschaltung, Konkurrenzkampf und letztendlich
Vernichtung), das aus der Gesellschaft ausgeschnitten werden soll. Es läuft parallel an
die Notwendigkeit sein Ego aufzugeben.
F. Uhh, das wird hart ankommen.
A. Weiterhin wird einleuchten, daß die Gemeinschaft - Menschen,
Tiere, Pflanzen, Flüße, Bergen, Meere und die Atmosphäre - alle Teil sind von dem
Lebensnetz der Großen Mutter. In Ihrem Netz ist alles mit einander verbunden. Ohne diese
Vernetzung ist das Leben nicht möglich. Folglich: die Gemeinschaft ist die Basis des
Lebens, in der auch der Mensch sich einzufügen hat.
F. Die Priorität der Gemeinschaft spirituell begründet.
A. Ja, in der Tat. Die Gemeinschaft soll eine zentrale (souveräne)
Stelle in der Gesellschaft einnehmen. Ich nenne das "Gemeinschaftsdemokratie".
Und nicht nur das. Auch der Aufbau wird davon abgeleitet. Weil alles im Universum mit
einander verbunden ist, soll auch die menschliche Gemeinschaft entsprechend
"organisch" organisiert werden.
F. Spiritualität und Ökologie kommen hier zusammen.
A. Absolut. Die Konsequenzen mögen einleuchten. Eine
Gleichgewichtswirtschaft; Wiederherstellung einer optimalen Umwelt; die Gemeinschaft als
Basis der Gesellschaft; eine Kultur die von der Spiritualität geprägt (nicht von der
Religion!) wird; die Menschen wieder im Einklang mit sichSelber und ihrer Umwelt......
F. Was sind z.B. die Konsequenzen für das Genderproblem?
A. Frauen und Männer sind gleichwertig, aber nicht gleichartig. Die
Emanzipation à la Alice Schwarzer ist ein Mißerfolg, denn sie versuchte "den
Männern gleich zu sein". Folge war (ist), daß die Frauen gezwungen sind sich an den
patriarchalen Rat Race zu beteiligen. Etwas was sie letztendlich nicht wollen (und allzu
oft nicht können)(Gott sei Dank).
F. Hat das eine Beziehung zum deutschen Demographieproblem, wo
die Frauen keine Kinder mehr haben wollen?
A. Ja gewiß. Es trifft den Kern der Frage. Faktoren sind u.a. eine
(kranke) Gesellschaft, die für die Menschen in zunehmender Maßen eine Bedrohung
darstellt, statt Unterstützung zu bieten; Menschen sind total überfordert (Stress,
Müdigkeit, Depression, Burn-out) durch den auferzwungenen Leistungsdruck, ja ständigem
Überlebungskampf (mitten im Überfluß.....); ohne zugleich noch eine Zukunftsperspektive
zu haben; die Umweltzerstörung zum Beispiel, neben Faktoren wie die Arbeitslosigkeit usw.
F. Trotz aller Mühe der Behörden die Situation zu verbessern?
A. Es läßt sich nicht von irgendwelchen "politischen
Maßnahmen" beheben. Die Politiker können daran nichts ändern, denn sie sind im
Wachstumsdenken gefangen und deswegen Teil des Problems, statt ihrer Lösung.
F. Was würden Sie vorschlagen?
A. Auch Gender sollen sich nach dem Gesetz des Universums richten.
Dabei soll sich das Männliche mit "sterben und aufs Neue geboren werden"
identifizieren. Die Aufgabe des Männlichen ist "Gralsritter zu sein", ein Leben
im Dienste des Ganzen, des Lebens also. Das Weibliche ist dagegen eng mit dem Lebensnetz
verknüpft. Frauen vertreten die Substanz des Lebens. Früher wurde das mißbraucht um sie
in die Rolle der Hausfrau zu zwingen. Wir brauchen also eine erweiterte Vision. Wie oben
gesagt, verkörpert die (demokratisch organisierte) Gemeinschaft das Fundament des
sozialen Lebens. Frauen sollten dort eine Hauptrolle spielen (Mutterrecht).
F. Die neue Utopie?
A. Entscheidend ist, ob wir uns von der Wahn(sinn) des Tages bzw vom
lebensfeindlichem System oder von der kosmischen Weisheit regieren lassen. Ich
glaube viele Menschen haben sich innerlich schon entschieden. Es geht nur noch darum es in
einander zu erkennen bzw auf dieser Basis eine neue Solidarität aufzubauen.
F. Wie diese Idee weiter zu verbreiten?
A. Wollen wir das zusammen machen?
F. Hervorragende Idee.
A. Sehr gut.
Sieh u.a. auch "Die 7 Großen Nöte",
"Rettungsplan in 7 Schritte",
"Politik des Glücks" und
"Transformationsmanifest für das 21e Jahrhundert"